Anfang Februar war es endlich wieder soweit. Das TEAM kam nach Abschluss des Studiensemesters und den Feiertagen der vorangegangenen Wochen zusammen, um ein gemeinsames Wochenende im Schnee zu verbringen. Doch bereits vor dem ersehnten Next-Step gab es einiges zu tun. Seit November traf sich das Team regelmäßig zu einem Stammtisch, um Allfälliges zu besprechen und wir unternahmen in kleineren Gruppen so manche Abenteuer in Schnee, Eis und Fels. Im Mittelpunkt unserer Treffen, welche aufgrund der anhaltend hohen Corona-Infektionszahlen meist online stattfanden, stand die Expeditionsvorbereitung.
So hielten wir auch in Zeiten einer Pandemie – die ja nicht gerade Vorteile für Gruppenunternehmungen mit sich brachte – Kontakt und konnten das Beste aus der Situation machen. Natürlich war auch der Next-Step Skitouren ein wichtiges Gesprächsthema, denn im Gegensatz zu den Updates im vergangenen Jahr war diesmal die Planung und Themenauswahl Aufgabe des Teams. Nach Abwägung verschiedener Möglichkeiten und Absprache mit den Mentoren, sowie Asia und David, kamen wir zum Entschluss, dass wir die drei verfügbaren Tage für Schnee- und Lawinenkunde nutzen wollten.
Die Auswahl einer passenden Location ließen wir uns bis wenige Tage vor dem Start offen, um auf die aktuelle Schneesituation reagieren zu können. Der viele Neuschnee zu Beginn der Woche machte diese Entscheidung dann gar nicht so einfach, zu beachten war ja unter anderem die Lawinensituation, geeignetes Übungsgelände, die Verfügbarkeit einer Unterkunft und vieles mehr. Doch letztendlich fiel die Wahl auf das Wipptal, mit unserem „Basecamp“ in Gschnitz.
Am Tag davor…
Am Donnerstag, einen Tag vor Aufbruch in Richtung Brenner, trafen wir uns endlich mal wieder (fast) alle live und in Farbe in Innsbruck zu einer Expeditionsbesprechung. Felix G. war nicht dabei, hatte allerdings eine gute Ausrede, denn um teilnehmen zu können hätte er einen 12 Stunden Flug von Ecuador nehmen müssen. Wegen eines unklaren Schnelltests nahm Tom zu Beginn nur virtuell am Treffen teil, umso größer war die Freude, als er nach Erhalt des negativen PCR-Testergebnisses etwas später vor uns stand. Der diskussionsreiche Abend endete spät, eine Präsentation von Gebi’s Abenteuern im Oman musste sogar auf einen anderen Tag verlegt werden, doch mit neuem Konsens gingen wir zufrieden heim, um noch schnell ein paar Stunden Schlaf zu erhaschen.
Los geht’s ins Gschnitztal!
Am nächsten Morgen trafen wir uns, teils noch recht verschlafen aber mit großer Vorfreude, wieder in Innsbruck. Nur Lisa fiel noch weg und konnte nicht teilnehmen, weil sie an diesen Tagen eine Teilprüfung zum staatlichen Skilehrer zu absolvieren hatte. Zusammen mit Alex fuhren wir ins Gschnitztal, wo wir uns vor unserer Unterkunft für das Wochenende mit Lisi trafen. Zu Beginn machten wir uns erneut ein Bild von der aktuellen Situation: Wir studierten Wetter und Niederschläge, sowie die Aufzeichnungen zu Wind und Temperatur der letzten Tage, den Blog und Lawinenreport des Lawinenwarndienstes Tirol, Gebietskarten und vieles mehr, um für die nächsten Tage eine möglichst sinnvolle und risikoarme Tourenplanung realisieren zu können.
Im Anschluss daran nützten wir die umliegenden Felder für eine LVS-Schulung. Wir sahen uns nochmals in Theorie und Praxis die Funktionsweise und Anwendung des LVS-Geräts an, gingen die verschiedenen Suchstadien durch, untersuchten Koppellagen und tauschten uns zu eigenen Erfahrungen zur Thematik aus. Obwohl alle schonmal Lawinenseminare besucht haben und manche auch bei der Bergrettung ständig damit in Berührung kommen war es sehr interessant.
Gerade die Wiederholung ist bei diesem Thema extrem wichtig, um im Ernstfall effizient und effektiv reagieren zu können. Anschließend versuchten wir uns an einer Sondierkette, besprachen auch nochmal die Erste Hilfe und machten bei einer Schaufelübung so manch einem Radlader Konkurrenz. Der Tag verging sehr schnell und am späten Nachmittag zog uns der Hunger in die Unterkunft, wo sogleich ein Teil mit dem Kochen begann.
Weil die Möglichkeit bestand, begab sich der Rest des Teams zum Relaxen inzwischen in die hauseigene Sauna. (Beim Thema Erholung und Regeneration hat sich das Team scheinbar schon ein paar Tricks von Mentor und Entspannungsmeister Much abgeschaut!) Nach dem Essen befassten wir uns mit der Tourenplanung für Samstag, achteten dabei auf die am Morgen bereits besprochenen Aspekte und einigten uns auf mögliche Ziele für den zweiten Tag unserer Schnee- und Lawinenschulung. Anschließend bearbeiteten wir in Teams den Stop-or-Go Vortrag des Alpenvereins und präsentierten unsere Erkenntnisse den anderen.
Auf dem Programm: Schneeprofil, Geländekunde & Rutschblocktests
Am Samstag fuhren wir nach einem ausgiebigen Frühstück wieder talauswärts. Für diesen Tag standen Schneedeckentests und Geländekunde am Programm. Plan A beinhaltete außerdem eine Skitour vom Gschnitztal aus auf den Leitnerberg, durch den fehlenden Schnee am Ausgangspunkt entschieden wir uns dann doch kurzfristig für Plan B, das Pfoner Kreuzjöchl im Arztal. Dieses Ziel wurde wegen Informationen zu Fernauslösungen am Vortag als interessante Alternative befunden.
Beim Start in Oberellbögen hatte es dann deutlich mehr Schnee und der Aufstieg bot schon früh erste Blicke auf zahlreiche Lawinenkegel, die uns die heikle Lawinensituation nochmal deutlich in Erinnerung riefen. Oberhalb der Arztal Alm gabs den ersten Stopp des Tages. Während ein Teil des Teams zur Jause griff, griffen der Rest zu Schaufel und Sonde und begann mit dem Graben für einen Rutschblocktest. Dies nahm bei der Schneehöhe von gut zwei Metern einiges an Zeit in Anspruch und die Schaufelübung vom Vortag war bereits das erste Mal von Nutzen.
Nach dem Test des Blocks durch die einzelnen Belastungsschritte wurden die Resultate notiert und wir stiegen weiter auf, um auf Höhe der Lawinenkegel Extended Column Tests durchzuführen. Neben dem genauen Ablauf erklärten uns die Mentoren auch den einen oder anderen Trick, der uns bei der Durchführung das Leben erleichterte. Mit den neuen Erkenntnissen im Gepäck machten wir uns anschließend auf in Richtung Gipfel. Während dieser letzten Etappe quittierte allerdings Ludwigs Bindung den Dienst und so trat eine Hälfte die Abfahrt früher an, um im Tal die passenden Ersatzteile aufzutreiben.
Ganz zur Freude der Gipfelstürmer begann diese Gruppe dann auch schon zu Kochen und so standen kurz nach der Ankunft Tortilla Wraps als Abendmahl bereit. Anschließend erklärt Ludwig noch anhand einer eigens vorbereiteten Präsentation vertiefend die Umwandlungsprozesse, die verschiedenen Schneekristallformen und die Schneeprofilinterpretation, um die Erkenntnisse aus der Praxis nun noch mit der nötigen Theorie zu verknüpfen.
Üben für den Ernstfall: Lawinenrettungsszenarios am Weg zur Ellesspitze
Am Sonntag räumten wir nach dem Frühstück unsere Unterkunft und sprangen anschließend ins Auto. Die Schnee- und Lawinensituation im Wipptal, welche wir ja am Vortag noch genauestens im Feld untersuchten, brachte uns zu dem Entschluss, dass wir den letzten Tag besser auf Südtiroler Seite verbringen wollten. Daher begaben wir uns ins Pflerschtal und von Innerpflersch aus starteten wir mit den Skiern in Richtung Maurerspitze. Unterwegs vorbei bei der Grubenalm gabs, auch aufgrund des großen Andrangs, eine Planänderung und der weitere Aufstieg ging in Richtung Ellesspitze.
Dort sahen wir schon von unten ein Plateau, welches sich gut für ein Lawinenrettungsszenario eignete. Am genannten Plateau angekommen teilte sich das Team erneut und eine Hälfte begann mit den Vorbereitungen für die Übung. Nach kurzer Zeit waren in dem „Lawinenkegel“ 2 Sondiermatten und ein halber Peter vergraben. Simon und Felix sorgten während der Verschüttetensuche noch für ziemliches Chaos, da sie ihre Rolle als ungeschulte, in Panik geratene Beteiligte sehr ernst nahmen.
Trotzdem konnten nach einiger Zeit alle 3 Opfer lokalisiert und ausgegraben werden und der ganze Ablauf nochmal Schritt für Schritt analysiert und Verbesserungsmöglichkeiten besprochen werden. Beim darauffolgenden Gipfelanstieg konnten wir uns wieder etwas Aufwärmen und ein paar schöne Abfahrtshänge entschädigten für den eisigen Wind, der uns in Gratnähe erwartete.
Während der Abfahrt blieben wir erneut stehen, denn auch der zweite Teil der Gruppe sollte noch ein Verschütteten-Szenario vorbereiten. Obwohl die zwei Verschütteten schnell lokalisiert und ausgegraben werden konnten, machte Suchteam 2 ein LVS-Gerät in einem Rucksack oberhalb des Lawinenkegels zu schaffen. Somit hatten beide Suchtrupps kleine Probleme bei der Abwicklung der Szenarien und uns wurde erneut klar, dass eben solche Übungen immer wieder sehr wichtig sind, um im Ernstfall möglichst effektiv helfen zu können.
Am Heimweg ließen wir die Tage noch Revue passieren und kamen zu dem Entschluss, dass das Wochenende durch die Festigung bereits vorhandener und das Sammeln zahlreicher neuer Erkenntnisse, verbunden mit der ausgelassenen Stimmung ein voller Erfolg war.
Ein letzter Zwischenstopp am Brenner, gefordert von unseren knurrenden Mägen, wurde dann noch gleich für ein paar Planungsschritte für unseren Next-Step Eisklettern genützt, denn bereits Ende des Monats treffen wir uns wieder, um 5 gemeinsame Tage im Eis Südtirols zu verbringen. Somit machte sich bei der Heimfahrt bereits Vorfreude für unseren nächsten Termin breit und alle zogen zufrieden von dannen.
Peter Lechner ist Mitglied im Junge Alpinisten TEAM, hat dort die ehrenvolle Aufgabe als Kaffeebeauftragter und ist auch sonst kein Kind von Traurigkeit.
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