…diesen Satz haben die meisten ÖAV-Ausbilder wohl schon etliche Male gehört. Nämlich dann, wenn man im Begriff ist, den Sackstich am Seilende, den Weberknoten bei der Seilpuppe oder den Spierenstich beim Seilverkürzen zu lehren. Den ganz normalen Knoten gibt es beim Bergsteigen natürlich nicht, dafür aber zahlreiche teils ähnliche, in Form und Funktion beinahe idente, aber dann doch wieder verschiedene Seilverbindungen, die im Bergsport alle ihren Platz und ihren Einsatz haben. Die zwölf wichtigsten Knoten fürs Bergsteigen und Klettern wollen wir euch heute zeigen, wie man sie knüpft und wo sie Anwendung finden.
Der Sackstich
Wenn jemand einen ganz normalen Knoten machen möchte, dann würde der Sackstich wohl noch am ehesten auf diese Beschreibung passen. Eine Schlinge gelegt und das Seilende von hinten durch die Schlinge gesteckt – fertig ist der Sackstich. In dieser Ausführung wird er eigentlich nur zum Abbinden des losen Seilendes beim Sportklettern verwendet.
Viel häufiger, nämlich dann, wenn wir zwei Seilenden miteinander verbinden wollen, begegnet uns der Sackstich beim Alpinklettern. Bei jedem Abseilvorgang ist es nämlich notwendig, dass man die beiden Halbseile zusammenknüpft. In den USA wird der Sackstich beim Abseilen übrigens als „European Deathknot“, also europäischer Todesknoten bezeichnet.
Die Amerikaner können sich bis heute nicht so ganz mit dieser Art der Seilverbindung beim Abseilen anfreunden und bevorzugen häufig immer noch den doppelten Spierenstich (siehe unten). Völlig unbegründet, haben zahlreiche Untersuchungen doch eine bei weitem ausreichende Haltekraft dieses einfachen Knotens bezeugt. Wichtig ist, dass die Enden mindestens 50cm lang sind und dass der Knoten schön symmetrisch liegt. Dann lässt er sich nach dem Abseilen auch leichter wieder lösen und dreht sich auf, wenn er beim Abziehen des Seils auf Hindernisse stößt.
Der Achterknoten
Spendieren wir dem Sackstich noch eine halbe Umdrehung mehr, so sind wir beim Achterknoten angelangt. Wie der Name schon sagt, erkennt man ihn sofort an seinem Knotenbild, das einer 8 gleicht. In der einfachen Ausführung wird er zum Sichern der Seilenden beim Abseilen verwendet. Das war´s dann aber auch schon wieder mit den Einsatzgebieten.
Die Kletterer bzw. Kletterinnen unter euch kennen den gefädelten Achter natürlich nur zu gut. Er ist der wichtigste Knoten, sowohl beim Sportklettern, Alpinklettern oder beim Eisklettern, wenn man sich direkt in das Kletterseil einbinden möchte. Zuerst wird ein einfacher Achter geknüpft, dann das Seilende durch beide Anseilpunkte des Klettergurts geführt und zum Schluss der Achterknoten wieder retour gefädelt- fertig ist der gesteckte Achter.
Der größte Vorteil des Achterknotens ist, dass er leicht geknüpft und noch leichter kontrolliert werden kann. Beim Partnercheck sieht man auf einen Blick, ob der Knoten passt!
Der Bulin
Der Bulinknoten ist schon ein recht exotischer Zeitgenosse. Zum einen ist er nicht besonders leicht zu knüpfen und zum anderen nicht gerade der Verlässlichste, da er sich in der einfachen Ausführung relativ leicht lösen lässt. Viele Top-Kletterer wie Adam Ondra schwören gerade deshalb auf diesen Knoten, da er sich nach häufigen Stürzen wieder leicht öffnen lässt. Der Seilüberstand muss aber auf jeden Fall nochmals gesichert werden. Schlauer ist, man knüpft direkt den doppelten Bulin und hat den Vorteil der leichten Lösbarkeit und auch der Verlässlichkeit.
Das weiche Auge
Unter dem mystischen Namen verstehen Bergsteiger*innen in der Regel eine Standplatzschlinge mit vorbereitetem Zentralpunkt in Form eines doppelten Bulin. Idealerweise werden 120cm Bandschlingen dafür verwendet, da man diese sehr bequem über der Schulter mitführen und am Standplatz verbauen kann.
ACHTUNG! Jeder Kletterer bzw. jede Kletterin benötigt ein weiches Auge, das er/sie zum Herstellen des Standplatzes verwendet. Das weiche Auge bildet immer den tiefsten Punkt des Standes. Man kann damit sowohl Reihen- als auch Ausgleichsverankerungen herstellen, wenn beide Haken gleichermaßen belastet werden.
Der Prusikknoten
Der Prusik begegnet uns beim Alpinklettern und auf Hochtour eigentlich nur bei zwei Ereignissen. Entweder als Back-up-System beim Abseilen oder wenn etwas nicht nach Plan läuft. Beim Abseilen knüpfen wir den Prusik unter unser Abseilgerät und bewirken so, dass wir beim Loslassen der Seilstränge stoppen. Vor allem wenn die Abseilroute nicht ganz klar ist, das Seil entwirrt werden muss oder man sich via Pendelbewegungen an die Wand und zum nächsten Stand schwingen muss, benötigt man beide Hände und zwingend einen Prusik.
Wenn´s mal nicht nach Plan läuft ist der Prusik ebenfalls sehr hilfreich. Fällt der Partner/die Partnerin in die Gletscherspalte, so brauchen wir den Prusik für die Lastübertragung und für die lose Rolle. Seilt man beim Abseilen über einen Überhang hinaus und muss wieder hoch zum Stand, so ist der Prusik wieder erste Wahl – ein Manöver, das jede/r Alpinkletterin bzw. Alpinkletterer beherrschen muss!
Der Bandschlingenklemmknoten
Der kleine Bruder des Prusik hat zwar ähnliche Eigenschaften, allerdings den Nachteil, dass er nur in eine Richtung verlässlich funktioniert. Die Zugrichtung ist also zu beachten. Wie der Name schon sagt, wird der Bandschlingenklemmknoten vorwiegend für Bandschlingenmaterial verwendet. Je dünner, desto besser ist hier die Devise. Breite Polyamidschlingen sind zum Knoten generell schlecht geeignet und lassen sich sehr schwer lösen, wenn sie einmal richtig zugezogen sind.
Der Halbmastwurf
Dieser dynamische Knoten galt viele Jahrzehnte als Standardsicherung bei allen erdenklichen alpinen Spielarten. Beim Sport- und Alpinklettern greifen wir heute auf komfortablere und bessere Systeme wie Tuber mit Platefunktion zurück. Auf klassischen Hochtouren, bei der Verwendung von Einfachseilen und auf Graten ist die Halbmastsicherung aber nach wie vor sehr beliebt.
Die Bremswirkung ist hervorragend und seine Eigenschaft des „Umschlagens“ ermöglicht ein flüssiges Weiterklettern des Nachsteigers/der Nachsteigerin ohne ein Umhängen. Zu beachten ist allerdings die Krangelbildung, wenn ein- und auslaufendes Seil nicht parallel geführt werden können.
Der Mastwurf
Der große Bruder des Halbmastwurfs wird sehr ähnlich hergestellt, unterscheidet sich in Funktion und Art aber grundsätzlich von der HMS. Der Mastwurf wird beim Bergsteigen vor allem für die Selbstsicherung mittels Kletterseil verwendet. Er muss einhändig hergestellt werden können, sowohl mit der linken als auch mit der rechten Hand. Der große Vorteil des Mastwurfs ist, dass er auch nach starker Belastung wieder leicht gelöst werden kann. Wird der zweite Teil des Knotens in der Hektik übrigens falsch herum eingehängt, so erhält man einen Ankerstich. Der hält zwar ebenfalls, aber fängt wesentlich früher an zu kriechen. Aber zur Not frisst der Teufel ja bekanntlich Fliegen!
Der Ankerstich
Das Befestigen des Klettersteigsets am Klettergurt ist die häufigste Anwendung des Ankerstichs im Bergsport. Das mag dem einen Kletterer oder der andere Kletter*in zwar unbegreiflich sein, ist aber so. Als dauerhafte und verlässliche Verbindung von zwei Schlaufen ist der Ankerstich unschlagbar. Sehr leicht geknüpft und sehr leicht wieder gelöst – dennoch sicher. Was will man mehr?
Der Spierenstich
Wesentlich komplizierter wird´s dann wieder beim Spierenstich. Egal, ob in einfacher oder doppelter Ausführung – beim Spierenstich braucht´s Konzentration! Vor allem das Abhängen der Seilüberstände braucht etwas Übung und resultiert nicht selten in doppelter oder dreifacher Nachkorrektur. Wenn wir aber nicht gerade einen Abseilstand einrichten oder eine neue Prusikschlinge anfertigen, brauchen wir den Spierenstich beim Bergsteigen eigentlich nur beim Seilverkürzen.
Dort muss er aber sitzen und schnell geknüpft und wieder gelöst werden können. Jede/r Bergführeraspirant*in kann ein Lied davon singen, wie man das Kletterseil schnell aufnimmt und abbindet, gehört es doch zur absoluten handwerklichen Grundfertigkeit am Berg.
Der Schmetterlingsknoten
Wer alle anderen Knoten beherrscht, ist bereit für die Königsklasse, den Butterfly. Die Herstellung ist schon einigermaßen aufwendig, egal, ob über den Handrücken geknüpft oder mittels gelegter Seilschlaufen. Das Knotenbild ist sehr markant, was auch keinen Zweifel offen lässt, ob der Knoten richtig oder falsch geknüpft wurde. Die Anwendung beschränkt sich auf Bremsknoten in kleinen Gletscherseilschaften. Der eigentliche Nutzen des Knotens besteht aber in der Bewunderung durch die anderen Bergsteiger*innen, wenn man diesen Knoten im Repertoire hat!
Der Weberknoten
Weniger Bewunderung verschafft man sich beim Knüpfen des Weberknotens. Vor allem, wenn man den zweiten Teil des Knotens falsch herum knüpft und sich der Knoten unter Zug wenig elegant aufnudelt. Also beim Knüpfen wirklich darauf achten, dass man die zweiten Verwindungen gegengleich zur ersten Verwindung macht, dann hält der Magnesiabeutel oder die Seilpuppe verlässlich. Der Weberknoten ist übrigens nur für Verbindungen geeignet, die unter Zug bleiben.
SicherAmBerg Seiltechnik Playlist
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Thomas Wanner ist ist staatlich geprüfter Berg- und Skiführer und Mitarbeiter in der Abteilung Bergsport für die Bereiche Ausbildung und Sicherheit.
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