Ein Erlebnis- und Erfahrungbericht unserer Ausbildung gemeinsam mit unseren Kindern
Zielgruppe: Familien mit Kindern ab 3 Jahren aus ganz Österreich
Zeit: Freitagmittag bis Sonntagnachmittag, Die erste Übernachtung in der Sattelbergalm, die zweite Nacht im Freien
Wo: Sattelbergalm und Umgebung
Das sind wir:
- Hannes (39 Jahre, Berufsschullehrer, Finanzreferent und Jugendmitarbeiter des AV Wattens)
- Carola (39 Jahre, Berufsschullehrerin, Jugendmitarbeiterin AV Wattens)
- Liam (6 Jahre, begeisterter Bastler, Entdecker und Bewegungsfanatiker)
- Paul (4 Jahre, Ruhepol der Familie und liebt es überall mit dabei zu sein)
Die Vor“freude“ und Vorbereitungen der Sternennacht
Hannes: „Jungs, wir machen Urlauben in den Bergen und schlafen draußen unter den Sternen“
Liam: „Super, wann, wohin, was brauche ich? Ich geh mal packen!“
Paul: „Nein, ich mag nicht draußen schlafen, da kommt ein böser Wolf!“
Carola: „Das kann ja was werden! Wie machen wir das mit draußen schlafen, das kann ich mir nicht vorstellen? Wir brauchen Unmengen an Sachen mit,….! Wenn es regnet oder kalt ist? Wenn auch ich Angst bekomme und heim will?“
……………
Unser Familienchef hat die Vorbereitungen zusammen mit Liam und Paul in die Hand genommen, alles eingepackt und organisiert, sodass wir schlussendlich 2 große Rücksäcke, 2 Isomatten und 2 Schlafsäcke mitnahmen. Hierzu gab es eine Packliste von der AV Akademie als Anhaltspunkt. Wir konnten uns über den Alpenverein dicke Daunenschlafsäcke, das Biwackzelt bzw. Planen, Matten und alles was man dafür braucht und man nicht zu Hause hat kostenlos ausleihen. Am Freitag den 11.6. ging es dann mit unserem PKW los zu einem Parkplatz unterhalb der Brennerautobahn. Dort wurden wir von Michael freundlich und ruhig begrüßt. Diese Ruhe war für mich sehr wichtig, da ich doch etwas Angst davor hatte was da auf mich zukommt! Eine Familie war schon vor uns angekommen und eine weitere Familie erwarteten wir noch freudig.
Der Kleinbus, der uns zur Sattelbergalm brachte, stand schon vor Ort. Pauls Augen strahlten, dass wir nun mit einem Bus auf den Berg gebracht werden, war für ihn sehr aufregend. Die Busfahrt war das erste Highlight für unsere zwei Söhne, holprige Straßen, steile Hänge und ein Schranken, der sich für unseren Bus öffnete.
Auf der Sattelbergalm angekommen, wurden wir von unserer Kursleiterin Sybille herzlich begrüßt und die Kinder haben sich im gemeinsamen Spiel am Spielplatz beschnuppert. Der Start war ein gemeinsames Mittagessen und der Bezug unserer Hüttenzimmer, welche sehr komfortabel war.
Zur Begeisterung unser Jungs, war unser Zimmer mit einem Doppelhochbett ausgestattet.
Im Seminarraum wurden wir Eltern über den Ablauf der nächsten 2 Tage aufgeklärt während Liam und Paul, mit Michael (dem Kinderbetreuer, Allrounder, Begleiter und Survivalhelden), und den anderen Kindern die nahe Umgebung erkundeten.
Die gemeinsame Wanderung zur Besichtigung unserer morgigen Schlafumgebung startete mit dem Spruch „Flifly“ der die Kinder, die diesen schon kannten, begeistert mitmachten und unseren Kindern den Mund offenstehen ließen! Sprechen, klatschen, bewegen! Kann man nicht erklären, das muss man einfach erleben!
Während dieser Wanderung konnten wir uns alle über unsere Ängste, Sorgen und Bedürfnisse austauschen. Sybille und Michael haben uns dahingehend unterstützt, unsere Befürchtungen zu entkräften um uns und unseren Kindern eine Nacht unter dem Sternenhimmel so entspannt wie nur möglich zu machen. Zum Beispiel: sollte jemand sich in der Nacht nicht mehr wohlfühlen, Angst bekommen, zu kalt haben, in einem Ameisenhaufen liegen, das Wasser des Regens zu viel werden dann können wir zurück in unsere Hüttenzimmer, da diese ja bis Sonntag reserviert waren.
Uff, mein Ausweg war gesichert! Mir viel ein Stein vom Herzen! Da ich, wie oben schon erwähnt, der Sache etwas skeptisch gegenüberstand!
Nach dem Abendessen war Ausbildung der Eltern, Spiel, Spaß und Basteln mit Künstler Michael für die Kinder angesagt. Nach Fertigstellung der Laternen und unserer Ausbildung vielen alle zufrieden und glücklich ins Erlebnishochbett!
Tag 2 Sternennacht
Einer angenehmen Nacht folgte ein sehr genüssliches Frühstück mit Eiern, Speck, Brot, Marmelade, Nutella, … und das Zubereiten unserer Lunchpakete für mittags. Der Kleinbus von Michael wurde mit allen nicht leicht tragbaren Utensilien bepackt zB Daunenschläfsäcke, Isomatten, Kochutensilien, große Rücksäcke, Planen, Heringe, Seile, Lebensmittel, Kanister zum Wasser holen,….
Als dann auch noch unsere Rücksäcke mit aller nötiger Kleidung und Dingen wie zB Skiunterwäsche, Mütze, Handschuhe, Socken, Wechselkleidung, Jacken, Kuscheltiere für die Nacht, Taschenlampen,… gepackt waren trafen wir uns zum gemeinsamen Aufbruch zu unserer Nacht unter freiem Himmel und hoffentlich vielen Sternen. Wie üblich sprachen wir wieder unseren „Flifly-Spruch“! Auf dem Weg zu unserem Lager, nahm jeder noch einen großen Stein für die Umrandung des Lagerfeuers mit.
Oben angekommen suchten wir einen möglichst zentralen Platz für das Lagerfeuer, zum Kochen und Verweilen. Nun machten wir uns daran das Erlernte anzuwenden. Die Aufgaben wurden verteilt: wer kümmert sich um die Errichtung der Toilette, wer holt Wasser vom Bach, wer ist für das Essen zuständig, wo bauen wir das Notlager auf, wo ist die Sammelstelle für den Müll und zu guter Letzt wurden noch Sitzmöglichkeiten rund um das Lagerfeuer errichtet. Die Kinder bekamen kleine Schaufeln zum Loch buddeln für die Toilette, Behältnisse um Wasser vom Bach zu holen,… und werkelten fröhlich mit.
Das Suchen der passenden Schlafstelle stellte sich als eine Herausforderung dar, denn es sollte einigermaßen flach, nicht dort wo sich Wasser sammeln kann, keine Steine oder Ameisenhäufen in der Nähe, nicht an einem allzu windigen Ort und nicht im Sumpfgebiet sein – Apropos Sumpf: Bei der Erkundung der Umgebung am Vortag gingen wir gemeinsam zum Bach, da dies ja wichtig ist, damit wir Wasser zum Kochen und Trinken hatten und nicht etliche Liter im Rucksack hochschleppen mussten.
Der Bach lag in einer Mulde und der Weg dorthin führte durch Sumpf den Liam gleich mit einem Bauchklatscher erkundete und „waschelnasse“ Schuhe und Socken hatte! Und das hasst Liam über alles! Zu unserer absoluten Überraschung teilte uns Liam an diesem Tag mit: „Barfuß gehen mag ich nicht, aber nass werden mag ich noch weniger und Michael läuft auch den ganzen Tag barfuß rum!“ und zog sich seine Schuhe und Socken aus und das blieb auch so, bis es Abend wurde!
Bei der letztendlichen Entscheidung und dem Aufbau der Zelte halfen wir uns gegenseitig auch wurden wir von Sibylle und Michael bestärkt und begleitet. Die Kinder suchten Stöcke als Ersatz für Heringe und um die Planen zu stützen, holten Seile vom Kleinbus um die Planen darüber zu spannen,…
Die nicht benötigten Stöcke wurden bald zu Spielzeug umfunktioniert und geschnitzt was das Zeug hielt. Das Bild von Paul spricht mehr als tausend Worte!
Natürlich alles unter Beobachtung und Anleitung unseres Survivaltrainers Michael. Am Bach wurden Dämme gebaut, Wasser gestaut, Steinmännchen gestapelt, ….
Wir konnten in der Zwischenzeit die Schlafstätten fertigstellen, die Sonne genießen und plaudern. Einige von uns gingen mit Sibylle auf Pflanzen- und Blumenerkundungstour.
So viel Neues macht hungrig! Nur was Essen im Freien und wie kochen? „Auf dem Lagerfeuer können wir kochen!“ waren sich die Kinder einig: „Wir brauchen Holz“ das war der Startschuss für die Suche und das Sammeln.
Zwei Mädels kneteten den Teig für das Stockbrot. Andere schnippelten Kartoffel, Paprika und Karotten für den Gemüsecouscous und das Gemüse-Kartoffel-Curry! Die letzteren zwei Gerichte wurden auf Gas gekocht.
Holz, leicht entzündbare Gräser und Gehölz war bald gefunden, aber wie Feuer machen ohne Feuerzeug? Michael baute eine Art Handkurbel aus Seil und einem Holzstock. Mit Mannes- und Frauenkraft, gemeinsamen Anfeuern „Horuck, Horuck, Horuck,…!“ schafften wir es ganz aufgeregt und mit fortwährendem Einsatz ein kleines Feuerglutnest auf einer trockenen Baumrinde mit trockenen Gräsern zu entfachen womit wir das große Lagerfeuer entzündeten.
Als Nachspeise wurde das Steckerlbrot am Feuer gebacken! Das war eine aufregende Geduldsprobe für viele!
Je dunkler es wurde umso kälter wurde es, deshalb holten wir unsere Mützen, Überjacken, dicken Socken und Skiunterwäsche aus unseren Rucksäcken, um uns dann wieder gemütlich rund ums Lagerfeuer zu versammeln. Wir ließen den Tag Revue passieren und sprachen über die kommende Nacht als jemanden einfiel: „Was mach ich, wenn ich Angst bekomme in der Nacht oder irgendetwas schlimmes passiert? Es ist doch dunkel und ich finde die anderen doch nicht gleich?“ Sibylle erklärte ruhig und bestimmt, dass wir doch schon beim Ankommen über unser Notsignal die RATSCHE gesprochen hatten.
Sie zeigte uns den Platz der Ratsche nochmal. Paul, Liam und andere Kinder probierte sie auch aus, um das Geräusch der Ratsche zu hören und im Notfall zu erkennen. Es ist auch möglich wieder runter in die Almhütte zu gehen, wenn jemandem unbehaglich, zu kalt oder er zu nass wird. Wir haben uns in der Gruppe geeinigt, dass ein Zurückgehen in die Hütte auch ohne Information der anderen Familien während der Nacht möglich ist.
Die aufgeregte Stimmung beruhigte sich wieder. Die Kinder lauschten der Geschichte, die ihnen Michael vorlas und die Erwachsenen plauderten munter weiter.
Während des Nachmittags erklärte Sybille Sternenbilder am Nachthimmel und die Jungs und Mädchen versuchten ein selbst kreiertes Sternenbild mit Steinen, Stöcken und Zapfen darzustellen. Jetzt wo es dunkel geworden war versammelt wir uns alle rund um dieses Sternenbild und sprachen einen Mut-Zauberspruch:
Sibylle und Michael sprachen vor und wir im Chor nach:
Zuerst braucht man einen Zauberfinger. (Zeigefinger der linken Hand hochstrecken)
Der wird zuerst mal abgelutscht und dann „Pschhhhhh“ – auf die Stirn gedrückt.
Er wird während des gesamten Zauberspruchs hochgehalten.
Siddebuuuh…
Ohhh… Siddebuuuh…
Tschidderakka….
Sidderakka…
Siddebuuh…
Oh-hooo…
Oh-yeah
Mmmmmmh…
Wir wiederholten den Zauberspruch mehrmals.
Das letzte Mal versuchten wir eine richtig mutige Stimme zu benutzen um den Lichterweg zu beschreiten. Jeder der wollte, ging entweder zu zweit oder alleine, ohne ein Wort zu sprechen, bergauf durch einen von den Laternen der Kinder beleuchteten Weg.
Am Ende des Weges wurden wir von Sibylle und Monika mit einem „Sternenlied“ empfangen. Der schon extrem müde Paul sagte: „Mama heben, es ist so dunkel ich hab Angst!“
Kinder, die wollten, konnten sich der Reihe nach in die verschränkten Armen von Sibylle und Monika legen, in den Sternenhimmel gucken und dem Sternenlied lauschen.
Mit Paul im Arm lauschte ich den Sternenliedern und bemerkte, wie müde und ruhig ich geworden war, Paul ging es auch so, denn er atmete schon ganz langsam und ließ sich, nachdem wir Paul´s Laterne vom Baum am Wegesrand mitgenommen hatten, nach unten tragen.
Es war richtig mystisch ruhig im dunklen Wald und auch unser Wirbelwind Liam ging nach einem kurzen „Ich bin müde, gute Nacht!“ zu unserem Zelt. Wir zogen uns die Überjacken und Schuhe aus, stopften diese ans untere Ende unserer Schlafsäcke und legten uns unter unsere Plane auf eine Matratze und kuschelten uns in unsere Daunenschlafsäcken.
Die Kinder schliefen sehr rasch ein, ich horchte noch den Geräuschen des aufkommenden Windes, roch den Duft des sich annähernden Regens und des Waldes! Während der Nacht sind Hannes und ich immer wieder von den lauten Geräuschen der Plane, die durch den Wind zum Schwingen kam und den Regentropfen auf der Plane aufgewacht. Manchmal erschrocken von der Lautstärke des Planenschlags, das Heulen des Windes und manchmal von den Klängen der Regentropfen. Der kalte Wind fand auch manches Mal seinen Weg in den Schlafsack und es fröstelte uns, aber das war schnell behoben, denn der geliehene Schlafsack hatte eine Kapuze, die man sich wieder zuziehen konnte. Liam und Paul schliefen wie Steine!
Geweckt wurden wir von den Glocken der Kühe die an ihren Vormittagsplatz, der ja von uns besetzt war, wollten. Die Männer der Truppe waren sofort zur Stelle, um unser Lager zu verteidigen. Die Kühe nahmen unsere Belagerung mit Fassung und zogen weiter auf die andere Seite des Baches.
Nach einem gemeinsamen Frühstück mit süßem Couscous, Tee und Kaffee bauten wir unserer Schlaflager ab, verräumten unsere aus Holz gebauten Sitzgelegenheiten. Wir haben alles so hinterlassen wie wir es vorgefunden hatten d.h. ohne Müll, ohne Hindernisse für die Kühe,… und machten uns auf den Rückweg
Ein abschließendes Gespräch in unserem Seminarraum rundete unser großartiges und wider Erwarten entspanntes Wochenende gelungen ab. Als Abschied durfte unser „Flifly“ Spruch nicht fehlen.
Der Abschied fiel uns allen schwer zugleich waren wir alle etwas müde und voller Eindrücke. Retour ging es wieder mit dem Kleinbus bis zum Parkplatz, wo wir unsere Autos geparkt hatten.
Resümee Sternennacht
Jungs hat euch der Urlaub gefallen? Die Antwort kam im Chor „Ja, total cool!“
Was hat euch am besten gefallen?
Liam antwortete: „Dass ich in der Früh von den Kühen geweckt wurde!“
Paul: „Flifly – flifly flo, nana nana, ….!“ – diesen Spruch singen wir und unsere Kinder immer noch und erinnern uns dabei an die schöne Zeit!
Hannes:
Aufgrund meiner Tätigkeit im AV-Wattens und meinen früheren Ausbildungen im Alpenverein, wusste ich wie entspannt Ausbildung sein kann und deshalb konnte ich mich von Anfang an auf dieses Erlebnis freuen. Der Sternentanz war für mich ein Erlebnis für die ganze Familie; die Kinder hatten viel Spaß und Freude beim Spielen mit Gleichgesinnten und konnten sich auch zurückziehen und mit Mama und Papa kuscheln, auch wir, meine Frau und ich, hatten wiederum viel gemeinsame Zeit mit Gleichgesinnten aber auch viel Zeit für uns beide. Es war für mich Urlaub in den Bergen mit meiner Familie und neu gewonnen Freunden!
Carola:
Für mich war es eine überwältigende Erfahrung, so entspannt mit Kindern zwei Tage und eine Nacht in der Natur zu verbringen. Die Gelassenheit und Sicherheit von Sibylle und Michael sind auf mich übergeschwappt. Ich habe die Zeit in vollen Zügen genossen, da für die Kinder bestens gesorgt war und wir sie auch fast gar nicht zu spüren bekamen, da immer etwas neues und interessantes zu tun war. Ich bewundere die beiden einen solchen organisatorischen Aufwand dermaßen reibungslos bewältigt zu haben und bin dankbar eine solch angenehme Erfahrung gemacht haben zu dürfen.
Text: Hannes & Carola Rendl
Fotos: Familie Rendl, Sybille Kalas, Sabine Knapp
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