Im Gespräch mit dem neuen Inklusionsbeauftragten

Mit Mai 2024 wurde in der Sektion Innsbruck eine neue Funktion geschaffen: die des Inklusionsbeauftragten. Christian Haselgruber (49 Jahre) ist aktives Mitglied vom Netzwerk Inklusion und engagiert sich beim INKlettern sowie für barrierefreie Wanderwege im Projekt „Alpenverein inklusiv“ der Alpenvereinsjugend. Der Innsbrucker ist ausgebildet als Übungsleiter für Schwerst- und Mehrfachbehinderungen beim Österreichischen Behindertensportverband (ÖBSV) und als Instructor im Behindertensport. Zudem bringt Christian einiges an Praxiserfahrung in der Gestaltung inklusiver Angebote, aber auch über seine eigenen Erfahrungen als Rollstuhlfahrer mit. Christian wird ab sofort die Funktion als Inklusionsbeauftragter übernehmen und ist damit Ansprechpartner zum Thema Inklusion im Alpenverein Innsbruck.

Worauf freust du dich besonders bei deiner neuen Aufgabe?

Es ist mir ein Herzensanliegen, Menschen den Spaß am Sport und an Gemeinschaft zu vermitteln, ganz ohne Leistungsdruck und unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Beeinträchtigungen, geistiger Behinderung oder sexueller Identität. Als ich damals als Bewegungs- und Informationscoach beim Österreichischen Behindertensportverband (ÖBSV) meine erste inklusive Sportwoche für Kinder organisieren durfte, wurde mir klar: das ist genau das, was mir Spaß macht und wo ich mich engagieren möchte! Jetzt ist es mein Ziel, besonders die inklusiven Kletterangebote der Sektion Innsbruck weiter auszubauen, um noch mehr Menschen ein Klettererlebnis in Gemeinschaft zu ermöglichen. Für Inklusion braucht es, meiner Meinung nach, eine herzliche Einladung und am besten auch eine Ansprechperson, damit Interessierte wissen, an wen sie sich wenden können.

Du selbst sitzt im Rollstuhl – wie bist du zum Klettern bzw. Parasport gekommen?

Ja genau, seit meinem Skiunfall 2009 sitze ich im Rollstuhl – sportbegeistert war ich aber schon immer! Es war für mich keine leichte Zeit nach meinem Unfall und besonders im Sport habe ich ein Netzwerk gefunden, das mich aufgefangen und mir Lebensmut gegeben hat. Ich wollte damals sämtliche Sportarten ausprobieren, um herauszufinden, was mit meiner Beeinträchtigung noch alles möglich ist. Damals hat mir ein anderer Rollstuhlfahrer von einem Probetraining im Paraclimbing berichtet, zu dem ich mich dann kurzerhand angemeldet habe. Im Paraclimbing Team habe ich eine Weile mittrainiert, bis ich gemerkt habe, dass mir das Klettern zwar Spaß macht, aber der Leistungssport nichts für mich ist. Über Jasmin Plank vom Paraclimbing Nationalteam bin ich zum Projekt INKlettern der Alpenvereinsjugend gekommen. Das INKlettern Team tourt durch ganz Österreich – Menschen mit und ohne Beeinträchtigung kommen dabei zusammen, tauschen sich aus und klettern gemeinsam.

Wie schaut es aus, wenn Rollstuhlfahrer*innen klettern?

Es braucht dafür viel Armkraft und einen Überhang – wir klettern ja nur mit den Armen bzw. hangeln uns die Wand rauf. Wer das selbst mal ausprobiert hat, weiß: das ist ganz schön anstrengend! Alternativ kann man aber auch einen Flaschenzug aufbauen und den/die Kletternde*n damit unterstützen.

Wie kam dir die Idee, ein inklusives Kletterangebot in Innsbruck aufzubauen?

Bei einem Teamausflug mit dem INKlettern Team entwickelten wir zum einen die Idee, mit dem INKlettern auch an Schulen zu gehen, um bei Kindern und Jugendlichen Berührungsängste abzubauen, zum anderen entstand bei mir der Gedanke, eine regelmäßige, inklusive Klettergruppe in Innsbruck aufzubauen, um auch nachhaltig etwas zu bewirken. Ein erstes Schnupperklettern konnten wir 2022 über die Sportgemeinschaft Wattens organisieren und daraus entstand anschließend ein regelmäßiger, inklusiver Kletterkurs im Kletterzentrum Innsbruck. Der ein oder andere hat uns vielleicht Montag abends auch schon im „KI“ getroffen – wir trainieren dort seither wöchentlich.  Dieses Jahr waren wir mit unserer Gruppe sogar bei den Special Olympics Winterspielen in Graz, wo Klettern zum ersten Mal, in Kooperation mit dem Alpenverein, als Disziplin mit dabei war.

Was sind deine weiteren Pläne als Inklusionsbeauftragter?

Ich möchte die inklusiven Angebote der Sektion Innsbruck weiter ausbauen und hoffe, noch mehr Unterstützer*innen dafür gewinnen zu können. Ab Herbst planen wir zusätzlich zu dem Montag Kurs noch einen weiteren inklusiven Klettertreff, der wöchentlich freitags nachmittags stattfinden soll. Generell wollen wir uns mit den inklusiven Angeboten nicht nur aufs Klettern beschränken: Wanderungen oder andere Ausflüge, z.B. gemeinsam mit der Alpenvereinsjugend, wären auch eine Möglichkeit, um Menschen zusammenzubringen. Auch das Thema „barrierefreie Wanderwege“ würde ich gerne mehr einbringen. Es wäre schön, wenn wir gemeinsam weiter Barrieren abbauen und herausfinden können, was alles möglich ist. Der Satz „Das geht doch nicht!“ motiviert mich persönlich nur noch mehr. *lacht*

Was sind aus deiner Sicht die Herausforderungen bei der Gestaltung inklusiver Angebote?

Hier in Tirol war es tatsächlich anfangs die größte Herausforderung, freie Zeiten für einen Kurs in einer Kletterhalle zu bekommen. Da bin ich sehr froh, dass wir unsere Trainings im Kletterzentrum Innsbruck abhalten dürfen. Generell braucht es für inklusive Gruppen deutlich mehr Flexibilität und Kreativität in der Gestaltung der Aktivitäten. Bei unseren Klettergruppen bauen wir z.B. auch gerne mal eine „Schaukel-Station“ mit ein. Das Schaukeln am Kletterseil macht Spaß und ist zudem eine gute Möglichkeit, um das Material kennenzulernen. Was aber eigentlich das Wichtigste ist, ist ein gutes Team. Es kann sehr hilfreich sein z.B. Ergo- oder Physiotherapeut*innen dabei zu haben. Generell freue ich mich aber über jede Unterstützung.

Wie können dich Interessierte erreichen?

Interessierte schreiben mir am besten eine Mail.

Mein Kontakt: christian.haslegruber@alpenverein-ibk.at

Inklusion im Österreichischen Alpenverein:

https://www.alpenvereinsjugend.at/ueber-uns/inklusion.php

Inklusion im Alpenverein Innsbruck:

https://www.alpenvereinsjugend.at/jugend-innsbruck/jugendgruppen/Inklusiv.php

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Solveig Meier leitet seit April 2023 das Projekt "Alpenverein inklusiv" und ist Ansprechpartnerin für Inklusion im Alpenverein.

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