Vieles ist möglich, wir müssen es nur tun

Wir leben in einer Zeit des Überflusses. Der enorme Ressourcenverbrauch und die daraus resultierende Klimakrise verändern die Welt, in der wir leben. Die schwerwiegenden Auswirkungen sind heute allgegenwärtig, sicht- und spürbar. Um der Problematik und den Folgen unserer modernen Konsum- und Wegwerfgesellschaft entgegenzuwirken, gibt es eine Reihe an Maßnahmen, die ohne großen Aufwand in unseren Alltag integriert und einfach umgesetzt werden können.

Unser Lebensstil wird immer schneller und gleichzeitig vergänglicher. Wir konsumieren zu viel – von Kleidung über Elektrogeräte bis hin zu Plastik. Die moderne Wohlstandsgesellschaft ermöglicht, dass jede erwachsene Person in Westeuropa durchschnittlich ca. 10.000 Dinge besitzt. Es liegt auf der Hand, dass nicht alle diese Gegenstände genutzt werden können. In Österreich produziert jede und jeder Einzelne von uns etwa 570 Kilo Müll pro Jahr. Viele Produkte werden oftmals bereits vor Ende ihrer Lebensdauer entsorgt die Gründe dafür sind vielfältig. Sei es, weil die Qualität schlecht ist und die Produkte irreparabel sind oder einfach aufgrund des vorherrschenden Trends zum Neukaufen. Wir kaufen Kleidung, ohne sie jemals zu tragen. Wir lassen unsere Smartphones nicht reparieren, weil der Neukauf oder Austausch günstiger kommt. Häufig ist die Produktverpackung größer als der Inhalt. Herzlich willkommen in unserer modernen Konsum- und Wegwerfgesellschaft.

Es ist nicht fünf vor, sondern fünf nach 12

Diese schnelllebige Konsum- und Wegwerfmentalität hat desaströse Auswirkungen. Der Welterschöpfungstag oder Earth Overshoot Day entspricht jenem Zeitpunkt im Kalenderjahr, an dem alle natürlichen Rohstoffe, die die Erde in einem Jahr nachhaltig bereitstellen kann, bereits verbraucht wurden. Für den Rest des Jahres zehren wir von den Vorräten zukünftiger Generationen. Die Berechnung dieses Tages erfolgt durch die Gegenüberstellung der Kapazität und des Verbrauchs der Bevölkerung an Naturleistungen (ökologischer Fußabdruck). Für das Jahr 1981 konnte der 19. Dezember als Datum für die Ressourcenerschöpfung errechnet werden, 2019 lag der internationale Earth Overshoot Day am 29. Juli, in Österreich bereits am 9. April – so früh wie noch nie.

Internationaler Weltschöpfungstag bereits im August: Eine Welt ist nicht genug. Foto: pixabay, 22612
Internationaler Weltschöpfungstag bereits im August: Eine Welt ist nicht genug. Foto: pixabay

Seit Jahrzenten ist die menschliche Beanspruchung somit um ein Vielfaches größer als das Potenzial an natürlichen Ressourcen. Heute wären bereits 1,7 Welten nötig, um den weltweiten jährlichen Bedarf zu decken. Die Folgen unserer Lebensweise und der ökologischen Überlastung sind längst sicht- und spürbar: Trinkwasserverschmutzung, überfischte und vermüllte Meere (Mikroplastik), zerstörte Wälder, kaputte Böden, Extremwetterereignisse, eine abnehmende Artenvielfalt, um nur einige Auswirkungen aufzuzählen. Und über all dem thront die Klimakrise.

Für eine lebenswerte Zukunft

Wie brandaktuell das Thema ist, zeigt sich in der weltweiten „Fridays for Future“-Bewegung, in der Schülerinnen und Schüler auf die Straße gehen, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Der anfänglich alleinige Schulstreik der schwedischen 16-jährigen Klimaaktivistin Greta Thunberg wurde innerhalb kürzester Zeit zu einer internationalen Bewegung mit einer klaren Forderung an die Politik, Rahmenbedingungen zu schaffen und konkrete Lösungsvorschläge zu bieten. Die Ziele sind gleichermaßen ambitioniert wie notwendig: Eine mutige Umweltschutzpolitik in Übereinstimmung mit dem 1,5-°C-Ziel, globale Klimagerechtigkeit und ein sofortiger Ausstieg aus fossilen Energieträgern.

Frühere Initiativen haben bereits gezeigt, dass zivilgesellschaftliches Engagement politische Entscheidungen wesentlich beeinflussen kann, und es steht außer Frage, dass ein Handeln von Seiten der Politik unabdingbar ist. Bis jedoch entsprechende Maßnahmen umgesetzt werden (und unabhängig davon), sollte nicht vergessen werden, dass unser persönliches Verhalten und der eigene Lebensstil auch einen großen Einfluss auf den Klimawandel und dessen Folgen haben können.

Klimaschutzbeitrag im Alpenverein

Mehrere Projekte im Alpenverein widmen sich den Themen Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung und bieten somit leicht zugängliche Möglichkeiten für einen ökologischen Lebensstil. Gerade der Verkehrssektor ist mit knapp 30 % einer der Hauptverursacher klimaschädlicher Emissionen. Verschiedene Mobilitätskonzepte, wie z.B. das Projekt „Mit Bus und Bahn zu AV-Hütten“ – eine Wanderbroschüre mit Tourenvorschlägen und Tipps zur öffentlichen Anreise –, vermitteln Anreize für eine natur- und umweltfreundliche Freizeitgestaltung. Lokale Mobilitätskonzepte, wie beispielsweise Wanderbusse, beinhaltet und unterstützt auch die Alpenvereinsinitiative „Bergsteigerdörfer“, ein sanftes Tourismusprojekt zur Umsetzung der Alpenkonvention.

Bereits seit 1970 versucht der Alpenverein unserer ausgeprägten Wegwerfmentalität mit der Initiative „Saubere Berge“ entgegenzuwirken, indem in verschiedenen Kanälen und Aktionen über die Problematik „Müll am Berg“ aufgeklärt wird. Anstatt in Plastikfolie kann die Jause für die Bergtour beispielsweise in einer Jausenbox oder in einem aus alten Stoffresten selbst hergestellten wiederverwendbaren Bienenwachstuch transportiert werden. Auch wiederbefüllbare Edelstahl-Trinkflaschen bieten eine ressourcenschonende Alternative zu Einwegflaschen. Wer seinen CO2 -Fußabdruck durch Produkte aus der Region, regionale Wertschöpfung und kurze Transportwege verkleinern möchte, besucht am besten eine Hütte mit „So schmecken die Berge“-Gütesiegel, eine Initiative der drei Alpenvereine (DAV, ÖAV, AVS). Alle, die sich gerne aktiv und handfest für die Natur einsetzen möchten, finden in den Bergwaldprojekten und Umweltbaustellen der Alpenvereinsjugend ein passendes Angebot.

Du machst den Unterschied!

Auch die ressourcen- und geldbörsenschonenden Tipps in der Infobox zeigen, dass es die unterschiedlichsten alltagstauglichen Alternativen auf verschiedenen Ebenen gibt. Je mehr man davon umsetzt, desto kleiner wird natürlich der eigene ökologische Fußabdruck. Nichtsdestotrotz, jeder Beitrag und jede noch so kleine alltägliche aktive Entscheidung zählt. Jeder Schritt zu Fuß, jede nicht gekaufte Plastikflasche, jede wiederverwendete Stofftasche. Dies ist kein Verzicht, sondern ein Gewinn an Bewusstsein, Lebensqualität und ein Erhalt unserer Erde für uns und zukünftige Generationen. Denn wie der ehemalige deutsche Bundespräsident Gustav Heinemann einst sehr treffend sagte: „Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte.“

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Manuela Brachmaier ist Mitarbeiterin im Generalsekretariat des Österreichischen Alpenvereins.

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