Gerstensuppe – Deftig, dampfend, Wintertraum
Eine Hommage an Hildegard. Nein, nicht Hildegard von Bingen – sondern Oma Hildegard aus Vorarlberg. Sie, wie so manche Oma, macht die mit Abstand weltbeste Gerstensuppe. Und gibt es etwas Ikonischeres für einen eisig kalten Wintertag als eine duftende Gerstensuppe mit frisch duftendem Brot?
Comfort Food von Feinsten – wie es heutzutage genannt wird. Wärme von innen, von der ersten bis zur letzten Zutat klimafreundlich und schmeichelt Portemonnaie bis hin zum Gaumen. Schluss der Lobeshymne, hier gibt es für all diejenigen, die nicht Tür an Tür mit ihren Großeltern wohnen, ein Rezept mit Hoffnung auf eine Wie-bei-Oma-Nostalgie im Teller. Üblicherweise werden solche Rezeptschätze unter keinen Umständen rausgerückt. Ich hege deshalb auch hier den Verdacht, dass mir Oma irgendeine Zutat verheimlicht hat, die sie in einem unaufmerksamen Moment noch schnell in die Suppe gemogelt hat.
Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass Gerstensuppe als auch selbstgebackenes Brot gemütliche Angelegenheiten sind. Das Vorhaben eignet sich deshalb am besten für ein Schlechtwetterwochenende, das man ohne Gewissensbisse mit einem guten Buch oder einer Serie drinnen verbringen kann. Etwas Aufmerksamkeit braucht die Gerstensuppe beim Köcheln nämlich. Die Belohnung? Eine gemütlich-warme Stimmung in der Wohnung. Hygge, wie man in Dänemark sagen würde. Für die narrensichere, low effort-Variante höchstens auf das Brotbacken verzichten und optimalerweise ein „Pärle“ in der Bäckerei holen – original gehört zu Gerstensuppe laut Hildegard nämlich Weißbrot.
Das Rezept ist vegetarisch, doch für wen ohne Speck die Suppe nicht auf den Tisch kommt, soll sich frei fühlen, diesen eigenständig dazuzugeben. Oder mal was Neues ausprobieren und dem Klima zuliebe Räuchertofu klein schnippeln, in etwas Öl anbraten und beim Würzen mit in den Topf unterrühren. Wer mitdenkt, kramt schon mal den größten Suppentopf hervor, denn am nächsten Tag schmecken Gerichte dieser Art erfahrungsgemäß noch besser! Und, ach ja, einfrieren lässt sie sich auch perfekt! Also, don’t be shy und koche vorausschauend gleich eine größere Menge! Gerstensuppe ist sozusagen die Aktion, um herunterzukommen und gut gestärkt plus Mealprep in petto in die neue Woche zu starten!
DINKELBROT
- 680g Wasser
- 5g Trockenhefe
- 200g Dinkel-Vollkornmehl
- 800g helles Dinkelmehl
- 22g Salz
Die Zutaten am Morgen in der beschriebenen Reihenfolge in eine Schüssel geben. (TIPP: Wer es etwas eilig hat, kann zusätzlich 1EL Sauerteig hinzufügen.) Die Masse am besten mit der Teigmaschine auf niedriger Stufe 5 Minuten zu einem Teig kneten, dann weitere 4 Minuten auf hoher Stufe geschmeidig schlagen. Abgedeckt an einen warmen Ort stellen (21-24°) und nach 30 Minuten mit nassen Händen in die Mitte falten. Weitere 30 Minuten später die Prozedur (das Falten) wiederholen, abdecken und 4 Stunden so richtig aufgehen lassen. Den Teig noch einmal falten, bis eine schöne Kugel entsteht und Spannung aufgebaut wird (je nach Vorliebe können auch zwei kleinere Brote gebacken werden).
Die Teigkugel(n) in ein oder zwei sehr gut eingemehlte Brotkörbchen geben und eine weitere halbe Stunde aufgehen lassen, währenddessen den Ofen auf 250°C vorheizen – danach den Teig vorsichtig auf das Bachblech stürzen. Wem der Teig zu weich vorkommt oder wer etwas Angst hat, kann einen Tortenring zur Sicherheit herumgeben oder das Brot in einer Kastenform backen. Zuerst bei 250°C und Dampfzugabe (oder einem Schälchen Wasser im Ofen) 5 Minuten backen, anschließend bei 200°C und ohne Dampf fertig backen, bis das Brot schön goldbraun ist.
GERSTENSUPPE
- 1 Zwiebel
- 1 Tasse ganze Gerste oder Gerstengraupen
- ½ Tasse Käferbohnen o.Ä.
- 1,5-2 Liter Gemüsebrühe
- 1 Gewürzsäckchen: (zubinden, und am Ende rausnehmen!)
- 1 Zehe Knoblauch
- 1 TL Pfefferkörner
- 1 TL Koriandersamen
- 1 TL Pimentkörner
- Salz, Pfeffer
- 1-3 Karotten
- ¼ – ½ Stange Lauch
Am Vorabend bereits die Bohnen für den nächsten Tag in kaltem Wasser einweichen. Am Zubereitungstag zunächst die Zwiebel geschält, aber mit Strunk halbieren und in einem Topf von unten anbraten. Nach wenigen Minuten Gerste & Bohnen dazuschütten und kurz mitrösten, damit die Suppe geschmacksvoller wird. Optional, aber lecker: Wer sich nach etwas extra Schärfe und Geschmack fühlt, kann noch 1-2cm Ingwer fein reiben und mitbraten. Anschließend mit der Gemüsebrühe ablöschen und mindestens eine Stunde auf niedriger Stufe köcheln lassen, bis die Bohnen butterweich sind.
Währenddessen Karotten in Rädchen, den Lauch in kleine Halbringe schneiden und separat von der Suppe weich kochen – dabei handelt es sich um einen kleinen Trick, um verkochtem Gemüse vorzubeugen. Am Ende Gemüse und Suppe vereinen und mit Gemüsebrühe, Salz und Pfeffer die Dicke und Würze der Gerstensuppe anpassen. So, nur noch auftischen und zusammen mit dem Brot genießen! Kleine Info für Kochneulinge: Über Nacht zieht die Gerste nach, deshalb beim Wiederaufwärmen einfach mit Gemüsebrühe und Gewürzen wieder zu gewünschter Konsistenz sowie Geschmack zurückbringen.
Christina Düringer aus Vorarlberg ist 21 Jahre alt, hat die Tourismusschule abgeschlossen, ist als Illustratorin selbstständig und gibt vegane Kochkurse. Nachhaltigkeit ist ihr wichtig und sie geht viel mit ihrem Papa Heli in die Berge.
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