Als Gruppen-, Familien- oder Jugendleiter*in unterwegs zu sein, bedeutet, mit vielen verschiedenen Menschen Zeit zu verbringen. Meistens ist unser primäres Ziel bei solch einem Ausflug, eine richtig gute Zeit zu erleben. Sei es beim Spielen in der Natur, beim Wandern in eine neue Gegend oder beim Erlernen neuer Techniken beim Klettern.
Doch immer wieder begegnen wir dabei Teilnehmer*innen, die viel Aufmerksamkeit brauchen – weil sie quirlig, zornig, wütend oder demotiviert sind. Und manchmal kann es sogar passieren, dass sie mit ihrem Verhalten andere mitreißen. Wie können wir solche Situationen vermeiden? Wie geht man mit solchen Gruppen am besten um? Wie schaffen wir es, die Teilnehmer*innen abzuholen und mitzunehmen?
Zehn Lifehacks für euren nächsten harmonischen Gruppenausflug
Tipp 1: Gemeinsamkeit schaffen
Zu Beginn der Aktivität definieren wir gemeinsam mit der Gruppe, wie der Tag verlaufen soll. Alle Teilnehmer*innen überlegen sich Regeln, an die sich alle halten werden, um gemeinsam eine richtig gute Zeit zu haben. Jeder kann seine Vorstellungen äußern und einbringen. Anschließend werden alle Teilnehmer*innen gefragt, ob sie mit diesen Rahmenbedingungen zufrieden und einverstanden sind.
Tipp 2: Druck rausnehmen
Sehr häufig machen wir uns als Begleiter*in, Gruppen- oder Jugendleiter*in selbst sehr viel Druck. Wir möchten den Teilnehmer*innen einen unvergesslichen und perfekten Tag bieten, etwas Außergewöhnliches erleben und alles soll rund laufen. Wenn ein/e Teilnehmer*in nicht motiviert bzw.begeistert ist, evtl. sogar die Gruppe mit seinem/ihrem Verhalten stört oder beeinflusst, werden wir nervös. Der Grund dafür sind unsere zu hohen Erwartungen und unsere Anforderung an uns selbst. Hier können wir als Trainer*innen entspannen, unsere Ansprüche runterschrauben, die Gruppe so nehmen, wie sie ist, und das Beste geben, was wir können.
Tipp 3: Verantwortung ermöglichen
Nachdem wir gemeinsam die Rahmenbedingungen für den Tag definiert haben, können wir den Teilnehmer*innen die Verantwortung dafür übergeben, was sie aus dem Tag machen. Es liegt in ihrer Hand, wie ihre Stimmung ist. Die Teilnehmer*innn können selbst darüber entscheiden, wie sie den Tag erleben und verbringen. Die Rahmenbedingungen und das Programm bietet der/die Übungsleiter*in. Doch mit welchen Gefühlen, Erlebnissen, Erinnerungen und welchem Gelernten jeder wieder zurück nach Hause geht, das hängt ganz von den Teilnehmenden selbst ab.
Tipp 4: Weniger ist mehr
Oftmals planen Gruppenleiter*innen zu viel Programm ein. Sehr häufig ist weniger jedoch mehr. Dadurch bekommen die Teilnehmer*innen Zeit für sich selbst, können die Zeit genießen und diese einfach mit der Gruppe verbringen. Inhalte im Hinterkopf zu haben, welche man spontan einbauen kann, wenn sie gebraucht werden, hilft Gruppenleiter*innen, frei zu sein: So kann man gezielt auf die Gruppe eingehen, hat viele Inhalte parat und kann diese nutzen, muss sie aber nicht nutzen.
Tipp 5: Akzeptanz
Wir können Menschen, Situationen oder Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel das Wetter, nicht beeinflussen. Wir können diese nur so annehmen wie sie sind. Dies gilt auch für unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichem Temperament und unterschiedlichen Charakteren. Um eine passende Lösung für alle zu finden, müssen wir die Situation zuerst annehmen, wie sie ist. Sehr gut kann dies gelingen, wenn man dazu in Gedanken „Willkommen“ sagt.
Tipp 6: Zuhören
Wenn ein/e Teilnehmer*in stört, wütend oder zornig ist, können wir als Gruppenleiter*innen genau hinsehen und erkennen, um welche Art des Grundproblems es sich handelt. Wir können aktiv zuhören und verstehen, welche Beweggründe dem Verhalten zugrunde liegen. Oft hilft es schon, über das Problem zu sprechen und sich darüber auszutauschen.
Tipp 7: Kommunikation
Gerade in der Kommunikation mit Kindern ist es wichtig, sich auf gleiche Augenhöhe zu begeben, nicht zu belehren, sondern sich auszutauschen und mit ihnen einen gemeinsamen Lösungsweg zu finden. Möchte man ein Feedback geben, sollte dies in Form von „Ich-Botschaften“ sein. Man kann als Gruppenleiter*in auch von seinen Gefühlen, seinen Eindrücken und Empfindungen sprechen. Indem man das Verhalten und die Emotionen des Kindes dupliziert, also in Worten wiedergibt, schafft man Verständnis und Empathie für das Kind und sein Verhalten. Auch dies hilft, dass Kinder mit den Gefühlen besser umgehen können.
Tipp 8: Gelassen bleiben
Egal, ob als Elternteil, Trainer*in, Jugendleiter*in oder im Team: In herausfordernden Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren und gelassen zu bleiben, hilft einem selbst und auch der Gruppe. Dies kann durch ein paar Mal tief ein- und ausatmen gelingen. Anschließend kann man versuchen, die Situation aus der Vogelperspektive zu betrachten. Das bedeutet, den Blickwinkel zu wechseln und aus der Distanz die Lage zu beurteilen.
Tipp 9: Humor
Eine Grundzutat, die uns in schwierigen Situationen sehr helfen kann, ist Humor. In Konfliktsituationen einen Schritt zurücktreten, die Situation mit etwas Abstand betrachten, mit einem Lächeln dem störenden Kind oder Jugendlichen begegnen und vielleicht auch einen Scherz machen (jedoch nicht über das wütende Kind!). So können wir es schaffen, mit dem/der Teilnehmer*in in Kontakt zu kommen und ihn/sie wieder abzuholen.
Tipp 10: Dankbarkeit
Studien belegen, dass sich dankbare Menschen besser fühlen und glücklicher sind. Auch in herausfordernden Situationen kann Dankbarkeit helfen, die guten Seiten des Tages zu erkennen, das Positive zu sehen. „Nicht die Glücklichen sind dankbar, es sind die Dankbaren, die glücklich sind“.
Bianca Somavilla ist Jugendleiterin im Alpenverein Sektion Stubai und leitet dort den Bereich Klettern mit Kindern und Familien.
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