„Papa, wann gehen wir endlich wieder einmal klettersteigen?“
Nachdem Moritz und Lilli ihren ersten Klettersteig mit Bravour absolvierten, haben sie Lust auf mehr. Klettersteiggehen ist Bergsport und dieser findet naturgemäß outdoor statt. Das heißt, dass wir gewisse Dinge berücksichtigen müssen, sonst ist der Spaß schnell enden wollend und das war’s dann mit der Begeisterung fürs Turnen in der Vertikalen.
Was ist ein Klettersteig?
Klettersteige sind mit Stahlseilen gesichert, allerdings muss das nicht durchgehend der Fall sein. Zudem helfen euch Eisentritte und -leitern, schwierige Stellen zu überwinden und so sicher ans Ziel zu gelangen.
Ausrüstung
Für einen Klettersteig braucht ihr nicht viel Ausrüstung. Diese Wenige, die ihr benötigt, ist aber essenziell und muss unbedingt richtig verwendet werden und in gutem Zustand sein.
Klettersteigset und Klettergurt. Am Klettersteig seid ihr immer über einen Klettergurt mit einem speziellen Klettersteigset gesichert, damit ihr nicht abstürzen könnt. Achtet darauf, dass der Gurt gut sitzt, also für eure Größe passt und dass ihr die Karabiner eures Klettersteigsets bequem bedienen könnt. Das Klettersteigset muss der Norm EN 958:2017 entsprechen, da diese Sets für ein Körpergewicht ab 40 kg zugelassen sind. Falls eure Eltern ein Klettersteig-Set für euch kaufen wollten, geht ihr am besten mit ins Geschäft und probiert, ob die Karabiner für euch gut zu bedienen sind. Für Kinderhände eignen sich Verschlusskarabiner, die über den Handballen zu öffnen sind (Abb.) am besten.
Helm und Handschuhe. Ein Steinschlaghelm am Klettersteig ist Pflicht. Es kann immer wieder vorkommen, dass Steine – entweder von selbst, von anderen Klettersteiggeher*innen oder von Wild ausgelöst, herunterfallen. Des Öfteren sieht man Kinder (und Erwachsenen) mit Fahrradhelmen auf Klettersteigen. Diese sind zwar besser wie nichts, werden aber nach einer anderen Norm als Steinschlaghelme geprüft. Häufig haben sie größere Lüftungsschlitze an der Oberseite, weshalb sie nicht ganz ideal gegen Steinschlag schützen. Wichtig sind auch Handschuhe, da an den Stahlseilen immer wieder spitze Litzen hervorstehen, an denen man sich verletzten kann. Zudem erhöhen Handschuhe – hier könnt ihr übrigens getrost eure Radlhandschuhe verwenden – die Reibung am Seil, weshalb ihr kraftsparender unterwegs seid.
Schuhe. Zu guter Letzt braucht ihr noch gutes Schuhwerk. Vor allem sollte die Sohle ein gutes und steifes Profil aufweisen, damit ihr Halt auf dem – oft rutschigem – Fels findet. Je nach zu und Abstieg macht es Sinn, auf knöchelhohe Modelle zu setzen, damit ihr auch abseits vom Klettersteig gerüstet seid.
Tipp: Damit eure Eltern nicht für den ersten Klettersteig- Versuch viel Geld für Material ausgeben müssen, gibt es die Möglichkeit, sich Material – z. B. bei eurer Alpenvereinssektion – auszuleihen.
Sonst noch? An heißen Sommertagen ist Sonnenschutz wichtig. Zudem braucht ihr viel Flüssigkeit, am besten in Form von Wasser oder natürlichen Fruchtsäften und die gute Jause darf natürlich auch nicht fehlen. Unterwegs sind Riegel, Nüsse, Trockenobst etc… lecker, die Schokolade gibt’s dann eher zum Schluss. Für den Notfall haben eure Eltern bzw. erwachsenen Betreuer natürlich Mobiltelefon, Erste Hilfe-Packerl und Reservekleidung für euch mit dabei.
Vorbereitung und Planung
Bereitet euch gemeinsam mit euren Eltern gut vor, bevor ihr euch an euren ersten Klettersteig wagt. Wenn ihr hin und wieder wandern bzw. klettern geht, seid ihr sowohl konditionell als auch klettertechnisch fit für den Eisenweg. Ihr habt mehr Reserven und die ganze Tour macht auch so deutlich mehr Spaß. Sucht einen Klettersteig aus, der von Schwierigkeit und Länge zu eurem Können passt. Wichtig ist, dass der Klettersteig kindergerecht gebaut ist, d.h. die Trittstufen nicht zu weit auseinander liegen und das Stahlseil auch für kleine Menschen immer gut erreichbar ist. Für den Anfang bieten sich Klettersteige im Schwierigkeitsgrad A und B bis maximal B/C gut an. Klettersteige mit Seil- und/ oder Hängebrücken sind natürlich doppelt spannend und wenn es am Klettersteig noch dazu Rast- bzw. Abbruchmöglichkeiten über Notwege gibt, seid ihr auf der sicheren Seite.
Wetter und Verhältnisse. Ein entscheidender Faktor ist das Wetter. Schlechtes Wetter mit Regen, Wind und Kälte und insbesondere Gewitter können am Klettersteig schnell sehr gefährlich werden. Zudem spielen die aktuellen Verhältnisse am Klettersteig eine maßgebliche Rolle: Ist der Klettersteig trocken oder liegt noch Schnee im Zu- oder Abstieg? Das könnt ihr am besten über einschlägige Online-Plattformen abchecken!
Unterwegs am Klettersteig
Die wichtigste ist, dass wir immer mit beiden Lastarmen des Klettersteigsets am Stahlseil gesichert sind. Außerdem halten wir immer genügend Abstand zu den anderen Kletterern und Kletterinnen ein, um Unfälle zu vermeiden.
Um nicht zu viel Kraft am Klettersteig zu verschwenden, ist es wichtig – wie der Name schon sagt – dass wir „kletter- steigen“ und nicht „kletter- greifen“. Das heißt, die Hauptarbeit am Klettersteig verrichten die Beine und nicht die Arme, obwohl das Stahlseil natürlich sehr verlockend ist, um sich nach oben zu hangeln. Aber leider ist die Kraft in unseren Armen auf Dauer deutlich geringer als in unseren Beinen und ist das Pulver einmal verschossen, kann’s durchaus kritisch werden. Macht vor schwierigen Stellen oder wenn ihr euch unsicher fühlt eine Pause. Atmet tief durch, lasst euch Zeit und geht dann die Stelle mit viel Energie an.
Alles in allem ist „klettersteigen“, wie mein Kleinster immer sagt, ein tolles Abenteuer in den Bergen für die ganze Familie, das euch lange in positiver Erinnerung bleiben wird, wenn ihr die Spielregeln beachtet. Mit der richtigen Ausrüstung, einer guten Planung und dem entsprechenden Ziel könnt ihr die Bergwelt auf eine ganz neue Weise aus der Vertikalen entdecken!
Gerhard Mössmer ist Berg- und Skiführer, Mitarbeiter in der Abteilung Bergsport und zuständig für Lehrschriften und Lehrteam.
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