Oder: Übergänge. In der risk´n´fun-Praxis
Eva Schider und Greta Tollinger-Greil im Gespräch
Eva: Greta, schön dich wiederzusehen! Ist ja schon wieder zwei Monate her – unser gemeinsames Camp. Schön wars! Beim ersten bike´n´climb -Camp, das es überhaupt gegeben hat, war ich als Betreuerin und du als Teilnehmerin dabei. Heuer, acht Jahre später, haben wir dann gemeinsam auf der Ferienwiese gearbeitet. Wie hast du das Camp damals als Jugendliche erlebt und wie jetzt, als Betreuerin?
Greta: Als ich als Teilnehmerin dabei war, war das richtig cool für mich. Ich war da gemeinsam mit Freunden, bei dem, was wir gerne machen – also biken, klettern, draußen unterwegs sein. Und wir hatten viele Freiheiten und Raum, neue Dinge auszuprobieren. Es war damals eine schöne Zeit und eines der Highlights meines Sommers.
Dieses Jahr war ich dann als Trainerin dabei, was eine ganz andere Perspektive mit sich brachte, die voll Spaß machte, aber auch Herausforderungen in sich barg. Ich habe es schön gefunden, dass ich das erste Camp, das ich selbst als Trainerin machen durfte, mit dir gemeinsam machen konnte. Denn so schließt sich der Kreis wieder.
Eva: Hast du das Erlebte im Hinterkopf behalten und deine Erfahrungen als Teilnehmerin in die neue Rolle miteingebaut?
Greta: Auf alle Fälle! Ich erinnere mich gerne zurück und wollte am liebsten alles unterbringen, was wir damals gemacht haben. Ich habe versucht, den Kindern dieses Gefühl zu vermitteln und meine eigene Freude weiterzugeben. Und ich denke, dass man da echt viel mitgeben kann und dass es auch für einige Kinder eines der Highlights vom Sommer war. Für mich ist es als Betreuerin hilfreich, dass ich auch die Perspektive als Teilnehmerin habe, weil ich mich dadurch gut in die Rolle der Jugendlichen reinversetzen kann.
Eva: Als Teilnehmerin ist man ja eine Art Konsument. Man ist halt dabei, aber hat jetzt nicht direkt einen Auftrag. Wie hast du das erlebt – jetzt wo du Betreuerin warst, da hattest du ja viele Aufgaben und trägst Verantwortung? Hat das dann trotzdem Spaß gemacht mit dieser Rollenveränderung?
Greta: Klar, es war etwas anderes, aber es hat trotzdem total Spaß gemacht, weil man ja eine spannende Aufgabe hat und mit der Gruppe coole Sachen unternimmt. Aber ich habe schon gespürt, dass es in dieser Rolle irgendwie anstrengender ist, weil man dauernd am Schauen und Organisieren ist, ob alles passt und die Stimmung in der Gruppe gut ist. Das ist dann halt doch eine große Aufgabe, die einen rund um die Uhr beschäftigt.
Mir hat es aber geholfen, dass diese Aufgabe als Trainerin nicht komplett neu für mich war. In den letzten Jahren habe ich als Assistentin bei den Camps mitgearbeitet, wobei man auch das ganze Camp begleitet, aber weniger Verantwortung trägt. Dadurch bin ich über die Jahre in die Rolle hineingewachsen und konnte heuer, nach der Trainer*innenausbildung, das erste Mal selbst als Trainerin dabei sein. Das war spannend, denn als Person entwickelt man sich ja auch weiter und hier hat sich meine Rolle fließend mitverändert.
Eva: Das heißt, Übergänge können etwas Fließendes sein. Wie in deinem Fall der Übergang von der jugendlichen Teilnehmerin zur Assistentin zur Erwachsenen-Betreuerin – Schritt für Schritt. Es ist also nicht so, dass man einfach umblättert und plötzlich ist alles anders.
Greta: Ja voll, ich denke es kann leicht und fließend gehen bei solchen Übergängen, aber es kann auch schwierig sein, von einer Rolle in die nächste zu finden oder allgemein Veränderungen zuzulassen. Ich war immer schon gerne draußen und am Bike unterwegs und hatte dabei coole Begleiter*innen, von denen ich viel lernen konnte. Und mit der Zeit bin ich draufgekommen, dass es mir voll Spaß macht, mit anderen Menschen draußen zu arbeiten und die damit verbundene Freude zu teilen.
Eva: Beim Zuhören fällt mir auf, dass das eigentlich eine ziemlich komplexe Sache ist, von einer Rolle in die andere zu wechseln. Das ist ja nicht wie beim Schauspiel mit klarem Drehbuch und definierten Rollen – im echten Leben gibts das nicht. Das macht es wohl so spannend; wir haben Aufgaben zu erfüllen und gleichzeitig sind wir Persönlichkeiten, die dies sehr unterschiedlich machen. Und dann haben wir auch noch eine Umgebung, die uns auch etwas aufträgt.
Greta: Drum finde ich es auch gut, dass wir ein Team von mehreren Menschen sind, wo alle ihre eigenen Stärken haben. Das heißt, die Einzelnen können/müssen sich dann auch mal zurücknehmen. Da es beim Camp um Klettern und Biken geht, machst du, Eva, dann als Bergführerin mehr bei den Kletterparts und ich bei den biketechnischen Aktivitäten. Ich finde das voll wichtig, dass man weiß und ein Gespür dafür hat, wer jetzt quasi dran ist und sich dann nicht zu sehr selbst in den Vordergrund stellt und lehrerhaft allen sagt, was zu tun ist.
Ich finde, da darf eine gewisse Offenheit und Flexibilität da sein. Bei unserem Team hatte ich echt das Gefühl, dass wir untereinander und mit den Teilnehmenden voll auf Augenhöhe waren und dass alles Platz hatte – das habe ich richtig fein gefunden. Im Winter bei risk´n´fun-FREERIDE, wo ich in den letzten zwei Jahren als Teilnehmerin dabei war, kam mir vor, dass das auch so ist. Ihr ergänzt euch da als Trainer*in und Bergführer*in richtig gut untereinander, ohne belehrend zu wirken.
Eva: Wir geben uns Mühe – schön wenn das auch auf Teilnehmende so wirkt! Wie siehst du das mit Blick auf dich selbst – haben dir die Erfahrungen, die du als Jugendliche dort gemacht hast, im Leben weitergeholfen?
Greta: Ja, ich habe das Gefühl, dass mich das “Alleine”-mit-Freund*innen-draußen-Unterwegssein, selbst planen, neue Leute kennenlernen bereichert und in meiner Entwicklung weitergebracht hat. Deshalb finde ich es so schön, das nun auch anderen mitgeben zu können und dadurch vielleicht das Gleiche zu ermöglichen. Die Teilnehmenden stecken ja auch mitten in einem Übergang – von Kindern zu Jugendlichen – und gerade in solchen Phasen hilft es, finde ich, total, auch mal rauszukommen und eine Abwechslung zum Alltag zu schaffen. Und ich hoffe, dass sie dann auch länger was davon haben und sich an etwas Gutes erinnern können.
Eva: Ich glaube auch, dass wir da unterbewusst viel mitgeben, also einerseits durch den Inhalt, aber auch durch unseren Umgang miteinander und wie wir uns verhalten. Auch dass wir den Kids zeigen, „Hey, ihr seids voll okay so wie ihr seids, ihr seids halt manchmal bissi anstrengend, aber das passt schon so“. Dadurch, dass wir den Teilnehmenden vertrauen, können sie hoffentlich auch Vertrauen in sich selbst gewinnen. Also ihnen was zuzutrauen aber gleichzeitig Grenzen aufzuzeigen. Und natürlich alles im Rahmen dessen, was die Umweltbedingungen zulassen. Ist das jetzt zu poetisch?
Greta: Nein, das hast du voll schön gesagt und ich finde, das ist jetzt eigentlich eh ein gutes Schlusswort, weil gerade im Winter, der schon bevorsteht, ist das mit den Umweltbedingungen und Grenzen auch ein zentrales Thema. Und das mit Sommer – Winter ist auch so ein Übergang. Am Anfang will ich nie, dass der Sommer aufhört, aber sobald dann der erste Schnee auf den Bergen liegt, kann ich mir nichts Schöneres vorstellen, als Skifahren und Snowboarden.
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