Wir, Patricia und Mona aus Oberösterreich und Tirol, haben uns im Zuge unseres Studiums kennengelernt und teilten sofort unser gemeinsames Interesse für den Bergsport miteinander. Innerhalb des 3-jährigen Studiums erlebten wir zusammen einige Ski-, Berg-, und Hochtouren rund um Tirol und Salzburg und erfreuten uns am Sportklettern, wann immer es uns möglich war. Am Weg auf die Dreiländerspitze in der Silvretta entstand die Idee für eine Argentinienreise. Von da an ließ uns der Wunsch, die Anden zu entdecken, nicht mehr los. So standen wir am 12. August 2022 nach einer langen Reise mit Ski- und Klettergepäck am Flughafen in Buenos Aires.

Nach einigen Skitouren mit einheimischen Freunden in El Calafate, El Chalten und Ushuaia fuhren wir zu den geplanten Touren nach Bariloche, bevor es Richtung Junín de los Andes auf den Vulkan Lanín gehen sollte. Dennoch kam alles etwas anders und unser Projekt vom Vulkan Lanín stellte sich aufgrund der instabilen Wetterverhältnisse und dem begrenzten Zeitraum, welchen wir zur Verfügung hatten, für uns als unmachbar heraus. Glücklicherweise entwickelten wir vor Ort einen Plan B und reisten über die Grenze nach Chile.

Aber alles der Reihe nach…

Provinz Rio Negro, Argentinien

 31.08.2022, Cerro López (2076 m)

  • Start: Colonia Suiza bei Bariloche, 850 m
  • Gipfel: Cerro López, 2076 m (ca. 1200 hm Aufstieg)
  • Abfahrtsziel: Colonia Suiza bei Bariloche, 850 m

Nach einem gemütlichen Start mit dem Auto, ging es vom Parkplatz in der Colonia Suiza, zunächst 400 Höhenmeter mit den Skiern auf dem Rücken entlang eines gut beschrifteten Waldweges hinauf. Auf 1600 Meter Höhe passierten wir die Refugio López, welche zu dieser Zeit noch nicht bewirtschaftet war. Nach einer kurzen Trinkpause ging es weiter zum Gipfel. Trotz sonnigem Wetter grüßte uns auch an diesem Tag der patagonische Wind in der Höhe. Die Abfahrt bei herrlichem Frühjahresschnee und einzigartiger Aussicht auf die Seen rund um Bariloche rundete die Tour auf feinster Weise ab.

01.09.2022, Refugio Frey (1750 m)

  • Start: Skigebiet Villa Catedral, 1000 m
  • Wegbeschreibung: Aufwärts auf der linken Seite des Skigebiets, zwischen Punta Princesa und Nubes den Pass überqueren; Quergang zur Col del Viento, 2050 m; Abfahrt in die Valle Van Titter, 1500 m; Aufwärts zur Refugio Frey, 1750 m (Aufstieg ca. 1300 hm)
  • Ziel: Refugio Frey, 1750 m

Vom Parkplatz im Skigebiet Villa Catedral starteten wir bei wärmsten Bedingungen links davon hinauf zum Pass zwischen Punta Princesa und Nubes auf 2050 Meter Höhe. Im Quergang stapften wir zum Col del Viento (welches seinen Namen allen Ehren macht), ursprünglich, um auf den Cerro Catedral Norte aufzusteigen. Aufgrund von Unklarheiten zwischen den Angaben der Onlinekarte des Alpenvereins und dem tatsächlichen Gelände, entschieden wir uns für eine sofortige, aber steile Abfahrt in die Valle Van Titter. Diese stellte sich aufgrund der südlichen Ausrichtung als hart und eisig heraus. Angekommen am geschützten Waldrand auf 1500 Meter Höhe, ging es weiter über den letzten kurzen Anstieg zur Refugio Frey.

In der bewirtschafteten Refugio wurden wir herzlichst begrüßt und genossen ein geselliges Abendessen mit weiteren Skitourenbegeisterten. Auf der Refugio Frey fanden wir ein Tourenbuch, welches uns über einige Unklarheiten zum Gelände in diesem Gebiet aufklärte. Diese Informationen stellten sich dennoch als rar heraus, da hier die Gebirgszüge und die Gipfel meist nicht benannt sind. Durch Gespräche mit einheimischen Tourengeher entwickelten wir für den nächsten Tag die Idee für einen spannenden Rückweg zum Skigebiet.

02.09.2022, Paso de Piedra Inclinada, Cerro Piedra Inclinada (2137 m)

  • Start: Refugio Frey, 1750 m
  • Wegbeschreibung: Aufwärts Richtung Laguna Schmoll, daran vorbei auf den Paso de Piedra
    Inclinada, 2105 m; Abfahrt nord-östlich in die Valle Van Titter auf ca. 1700 m; Aufstieg über
    einen Osthang zum Cerro Piedra Inclinada, 2137 m; Abfahrt in die Valle Van Titter auf ca.
    1700 m; Aufstieg zum Col del Viento, 2050 m; Querung zum Nubes (Aufstieg ca. 1000 hm)
  • Abfahrtsziel: Skigebiet Villa Catedral, 1000 m

Nach dem Frühstück starteten wir bei Sonnenschein hinauf zur Laguna Schmoll und daran vorbei auf den Paso de Piedra Inclinada auf 2105 Meter Höhe. Dort fuhren wir nord-östlich in die Valle Van Titter ca. 400 Meter ab. Von dort stiegen wir wieder auf den Cerro Piedra Inclinada auf und genossen danach die wunderschöne Abfahrt in weichem Schnee, wieder in die Valle Van Titter. Auf das windige und eisige Col de Viento ging unser letzter, mühsamer Aufstieg, welcher uns die Rückkehr zum Skigebiet ermöglichte.

Provinz Osorno, Chile

Zwei Wochen später, zurück in Patagonien, tauschten wir in unseren Rucksäcken die Kletterausrüstung gegen die Skitourenausrüstung, mit der Hoffnung das Projekt Vulkan Lanín nun zu verwirklichen. Unglücklicherweise machte uns die unsichere Wetterlage einen Strich durch die Rechnung. Somit beschlossen wir die Seite der Anden zu wechseln, um uns an den chilenischen Vulkanen zu probieren.

25.09.2022, Vulkan Casa Blanca (1990 m)

  • Start: Skigebiet Antillanca, 1090 m
  • Gipfel: Vulkan Casa Blanca, 1990 m (Aufstieg ca. 900 hm)
  • Abfahrtsziel: Skigebiet Antillanca, 1090 m

Der Weg auf unseren ersten Vulkan führte rechts am kleinen Skigebiet Antillanca (1090 m) vorbei. Zuerst durch einen lichten Wald hinauf auf die Kuppe des Kraters Raihuen, auf der eine atemberaubende, durch Eruptionen geprägte, Landschaft sichtbar wurde. Anschließend ging es weiter durch das Vulkangelände hinauf auf den Gipfel des Casa Blancas. Die wechselhafte Bewölkung eröffnete uns für geraume Zeit die Sicht über die umgebende Landschaft. In Schnelle jedoch wurden wir von einer dichten Nebelschicht umhüllt, welche uns das Abfahren im harschigen Gelände erschwerte. Durch langsames Hinuntertasten an der Aufstiegsspur erreichten wir schon bald das Skigebiet und damit die freie Sicht ins Tal. Unser erster Vulkan in Chile belehrte uns wieder einmal, über die Macht des patagonischen Wetters.

27.09.2022 Vulkan Puyehue (2240 m)

  • Start: Restaurant Caulle, 400 m
  • Gipfel: Vulkan Puyehue, 2240 m (Aufstieg ca. 1800 hm)
  • Abfahrtsziel: Restaurant Caulle, 400 m

Für diesen Vulkan brauchte es zunächst einen Tag Vorbereitung. Laut Berichten zufolge fanden wir heraus, dass dieser nur über ein Privatgrundstück erreichbar ist und eine Gebühr an den Besitzer für die Erlaubnis dessen Besteigung zu verrichten ist. Nach der Kontaktaufnahme starteten wir am nächsten Tag zur ausgemachten Uhrzeit zum Grundstück des Eigentümers.

Über Wiesen mit Kühen und Wald mit „Gatsch“ ging es mit der ausgebüchsten Hündin Mora zunächst 800 Höhenmeter mit den Skiern am Rücken zur Schneegrenze. Kurz darauf passierten wir die Refugio Caulle ab welche die Rinne zum Gipfel bereits zu sehen war. Das scheinbar flache Gelände änderte sich ruckzuck zu einem steilen, eisigen und winddurchwehten Hang. Ausgerüstet mit lediglich Harscheisen versuchten wir dennoch unser Glück. Trotz den schwierigen Bedingungen wich uns unsere Wegbegleitung bis zum Gipfel nicht von der Seite. Nach weiteren 1000 Höhenmetern, endlich über der Kuppe, ließ uns der eisige und windige Gipfelgrat in Sehnsucht an die im Tal zurückgeblieben Steigeisen denken. Die oben herrschenden Bedingungen ließen keinen Genuss aufkommen und zwangen uns nach kurzer Besichtigung des riesigen Kraters zur sofortigen, jedoch sehr vorsichtigen Abfahrt.

Diese Tour war uns mit der eisigen Härte der chilenischen Vulkane und wieder einmal den patagonischen Windböen, trotz beständigem sonnigen Wetter, eine Lehre und beeinflusste unsere Ausrüstungswahl für die morgige Tour.

28.09.2022, Vulkan Osorno (2667 m)

  • Start: Skigebiet Vulkan Osorno, 1217 m
  • Gipfel: Vulkan Osorno, 2667 m (Aufstieg ca. 1450 hm)
  • Abfahrtsziel: Skigebiet Vulkan Osorno, 1217 m

Der Zugang zum Startpunkt des Vulkans wurde uns an diesem Tag erleichtert, da das Skigebiet
Osorno auf einer asphaltierten Straße erreichbar war. Entlang der Piste ging es aufwärts bis zum
letzten Skilift. Von dort weg, tauschten wir sogleich die Ski mit den Steigeisen ein, da es, trotz
optimaler Wetterbedingungen, um die frühe Uhrzeit zu hart und eisig war. Ausrüstungstechnisch
abgesichert ging es über mehrere steile Hänge und flache Rücken weiter bis zum letzten Plateau
unterhalb des, von Eispilzen übersehenen, Eisgupfes. Allmählich wurde der Schnee des sonnigen
Gipfelhanges weicher, was uns beim Aufstieg des bis zu 45° steilen Hanges mit zunehmenden
größeren Eispilzen etwas mehr Sicherheit bat. Aufgrund unserer mangelnden Kenntnisse über den
Zustand des Gipfels und der Angst vor Eis und Spalten, entschieden wir uns 100 Höhenmeter
unterhalb des Gipfels gegen den restlichen Aufstieg und begnügten uns von dort an mit der firnigen
Abfahrt.

Unsere letzte Tour wird uns mit dem spektakulären Ausblick, sowie der herrlichsten aller sieben
Abfahrten in Erinnerung bleiben.

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