Die Hochtourenplanung ist bekannterweise jährlich spannend. Wohin? Welche Tour? Wie sind die Bedingungen und wie gut soll das Wetter sein? Nachdem wir aus den letzten Jahren lernen wollten, starten wir diesen Sommer bereits Ende Juni in Richtung Westalpen. In der Schweiz tobten Unwetter und es war von Überschwemmungen die Rede- also ab nach Chamonix. Unterwegs waren wir zu dritt- Paul, Leon und ich hatten uns bei Youngsters Kursen kennengelernt und sind seitdem gemeinsam in den Bergen aktiv.

Angekommen in Chamonix war klar, dass dieses Jahr wohl im Gegenteil zu den letzten Jahren, mit eher noch zu viel, als zu wenig Schnee in großen Höhen zu rechnen war. Ein Wetterfenster von 1,5 guten Tagen ließ sich blicken und so starteten wir nachmittags nach einem langen Regenschauer in Richtung Refuge du Concrits. Geplant hatten wir die Traversée Royalé. Den doch nicht ganz kurzen Zustieg vom Talort les Contamines galt es zügig zu bewältigen, um das Abendessen auf der Hütte nicht zu verpassen. Am nächsten Tag führte uns der Weg auf den Domes du Miage welchen wir auf einem schönen Grat überschritten und der uns zum wirklich einzigartigen Biwak, bzw Refuge Durier führte. Leon kämpfte mit ziemlich starken Knieschmerzen, außen tobte der Wind und wir lagen mit etwa 10 anderen Gästen in der so doch gut gefühlten Biwakschachtel. Das Abendessen war großartig und so starten wir gegen 2 Uhr gut gestärkt in Richtung Aiguille di Bionnasay.

Die Schlüssellängen im Fels sicherten wir, der Rest ließ sich perfekt seilfrei begehen. Auf der Hinterseite der Aiguille Bionääs wie Paul sie liebevoll mit Vorarlberger Akzent nannte führte uns ein wunderschöner scharfer Firngrat zum Dome du Gouter und somit zum Mont Blanc Normalweg. Diesen erreichten wir und stiegen über die Trois Monts Route und wahnsinnig beeindruckende Gletscherlandschaften ab. Der letzte Gegenanstieg zur Aiguille du Midi war in der vollen Mittagshitze eine wahre Qual.

Zurück in Chamonix deckten wir uns mit Pizza ein und holten noch das eine Auto in les Contamines ab. Am nächsten Tag musste Paul uns leider verlassen (danke fürs mitgehen und die super Fotos!) und Leon und ich starteten nach zwei Restdays wieder sehr früh im Talort le Tour um den Arete de la Table zu erklettern. Die Kletterei war schön, leider war die Sicht nur etwas eingeschränkt als wir auf dem namensgebenden Tisch standen, der wirklich spektakulär am Grat liegt. Nach dem ein oder anderen Käsebrot am Gipfel stiegen wir auf den Gletscher ab und rutschten kraftsparend am Hintern zum Refuge de Albert Premier ab. Eigentlich hätten wir am nächsten Tag den Forbes Grat ins Auge gefasst- doch laut den Hüttenwirten sei wesentlich zu viel Schnee am Grat- was auch ein Hubschrauber bezeugte, der in diesen Augenblicken eine Seilschaft am Grat ausflog die nicht mehr weiterkam. Somit entschieden wir uns für den Südgrat auf die Aiguille Purtscheller. Kurz vorm Grat schaute Leon sich noch eine Spalte von innen genauer an. Selbst herauszukommen wäre bei dem weichen, instabilen Schnee wohl nicht möglich gewesen, dafür hielt die Tote Mann Sicherung perfekt und Leon stand gleich wieder neben mir.

Die erste Seillänge bescherte uns gleich die nächste Überraschung- ein wirklich schwieriger 5er Riss, der zu klein war um die Bergschuhe darin zu verkeilen, gab uns ordentlich zu arbeiten… Auch die weiteren Seillängen waren hart bewertet und forderten uns. In der vorletzten Seillänge galt es noch den Rucksack in einem Kamin vor sich hinaufzuschieben, wobei dieser so gut klemmte dass ich ihn fast nicht mehr herausbrachte.

Nach wenigen Abseilern erreichten wir dann wieder den Gletscher und traten den Abstieg ins Tal an. Für uns zwei ging es nun weiter in Richtung Briançon- genauergesagt ins Klettergebiet La Saume. Hier warteten eine abenteuerliche Straße, die in Tirol wohl nicht öffentlich befahrbar wäre, feinster Kalk, kalte Temperaturen und perfekte Klettertage auf uns. An diesem einzigartigen Platz lernten wir 4 andere Österreicher kennen, mit denen wir dann die nächsten 3 Wochen verbrachten. An den Restdays spielten wir Fußball und Volleyball und schwammen in einem nahen See. Zwischendurch schauten wir uns auch noch den Gipfel über dem Klettergebiet, die Pointe de la Saume an. Insgesamt war es eine tolle Zeit, Leon und ich konnten dort beide unsere schwerste Tour bis dato klettern und waren immer in bester Gesellschaft.

Bei einem gemeinsamen Frühstück trennten wir uns von unseren neuen Freunden und fuhren nach Ceüse. Dort genossen wir besten Fels bei leider doch eher wärmen Temperaturen als dem Vorjahr. Und so wie es leider immer ist, kam auch irgendwann, die Zeit als wir unser Zelt ein letztes Mal zusammenrollten und versuchten es in die natürlich viel zu kleine Hülle zu stecken. Insgesamt vergingen die 6 Wochen die wir in Frankreich verbrachten viel zu schnell und wir konnten nicht nur neue Erfahrungen im Hochgebirge sammeln sondern auch: neue Freunde finden, das eingerostete Französisch wieder in Schwung bringen, massenhaft Pizzen vertilgen, mit 5000 anderen Leuten in der Verdonschlucht Tretboot fahren, herausfinden, dass unbeabsichtigtes Falschparken in Chamonix nicht gut ankommt und 2 der wahrscheinlich schönsten Kalkgebiete in den Alpen besser kennenlernen.

Danke sagen möchte ich an Leon für 6 Wochen gemeinsam im 2 Mann Zelt, in der wir uns auch am Ende der Zeit noch über die gleichen schlechten Witze und Erlebnisse des Urlaubs totlachen konnten. Und natürlich auch für das Teilen der begehrten Snickers und Käsebrote.
Und natürlich auch dem Alpenverein für die Förderung und Unterstützung. Ohne die gemachten Kurse hätte ich wohl nie die Möglichkeit selbständig Hochtouren durchzuführen und die Liebe zum Klettersport gefunden.

Danke an Lucas, Leon und Paul für Fotos & Bericht!

Die Junge Alpinisten Förderung der Alpenvereinsjugend Österreich

Die Junge Alpinisten Förderung der Alpenvereinsjugend Österreich unterstützt selbstständig geplante alpine Unternehmungen von jungen Bergsteiger*innen und ambitionierten Nachwuchsalpinist*innen. Gefördert werden Skitouren, Winterbergsteigen, Hochtouren, Skihochtouren, Alpinklettern und alpines Sportklettern. Die Förderung beziehen dürfen junge Alpenvereinsmitglieder bis einschließlich 30 Jahre. Alle Informationen dazu gibt es HIER.

Alle Informationen zur Junge Alpinisten Förderung und wie ihr selbst eure Anträge einreichen könnt, erfahrt ihr auf www.jungealpinisten.at

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