Tag 1
Der Sommer ist nach einem holprigen Start nun auch in den Dolomiten in vollem Schwung und so steht das nächste Update Alpinklettern auf dem Programm. Die große Frage nach dem wohin hat uns im Vorhinein einige Zeit lang beschäftigt. In den Dolos gibt’s einfach zu viele coole Orte. Wir wollten eine ursprünglichere Gegend, mit traditioneller Absicherung, etwas abgelegen, mit Routen in allen Schwierigkeiten. So sind wir schlussendlich in den Pale di San Martino gelandet. Da unser Update Ende August stattfindet und da noch sehr viele Wanderer unterwegs sind, stellt sich die Hüttenreservierung als ziemlich knifflig dar. Aber mit ein paar guten Kontakten (Danke an die Kellnerin) gelingt es uns, einen Schlafplatz zu ergattern.
So starten die meisten aus Innsbruck und nach mehreren Kaffeepausen treffen sie mit über 2h Verspätung in Brixen ein, wo ich (Manuel) auf sie warte. Nach einem kurzen Zwischenstopp für ein paar Snacks geht es auf direktem Weg nach San Martino di Castrozza, wo wir auch unsere Mentoren treffen. Das Wetter ist nicht ganz auf unserer Seite, da es schon den ganzen Tag über immer wieder regnet und mit den doch recht warmen Temperaturen richtig schwül ist, perfekt für die knapp 1000hm Hüttenzustieg.
Hammer, Friends und Schlaghaken machen die Rucksäcke zusätzlich schwer und den Zustieg umso schweißtreibender… wobei wir eigentlich noch ein bissen mehr hätten schleppen sollen… aber dazu später mehr … Da es viel zum Erzählen gegeben hat und wir schon recht spät fürs Abendessen dran waren, ging der Zustieg recht schnell. Nach einem guten Abendessen machten wir uns an die Tourenplanung. Ein Teil der Gruppe wollte noch ein bisschen Theorie und Standplatzbau üben bevor sie sich in die Dolomitentouren wagen, der andere Teil wollte direkt losklettern. Somit plante eine Seilschaft den Klassiker schlechthin im Gebiet: „die Schleierkante“; die andere Seilschaft die Route „Messner“ auf die Cima della Madonna. Der Rest wollte gleich nach dem Frühstück zur nächsten Hütte gehen, da dort das Übungsgelände besser wäre.
Als der Plan feststand, wurde das Material für den nächsten Tag vorbereitet und irgendwie waren zu wenig Seile da. Nach mehrmaligem durchrechnen wurde uns klar, dass da etwas nicht ganz stimmte… Wir hatten tatsächlich ein Halbseil zu wenig mitgenommen, was den etwas „erleichterten“ Zustieg erklärt. Nach weiteren Überlegungen meldete sich Lorenz am nächsten Morgen zum Auto zu gehen und ein Seil zu holen.
Tag 2
Elias, Murron und Toni klettern die Schleierkante und halten es berechtigterweise für einen Klassiker. Jakob, Max und ich klettern die Messner und stellen recht schnell fest, dass das Topo aus dem Führer nichts wert ist. Der Fels ist dafür aber verschwenderisch henkelig. Den „zu guten Henkeln“ trau ich oft nicht so ganz, was Jakob dann beim Ausreißen eines solchen bestätigte. Zum Glück nur im Nachstieg.
Mittlerweile wurde es Max langweilig oder die Gummibärchen sind alle geworden – ich weiß es nicht – aber ich hörte nur mehr Tiergeräusche, ich glaube Schafe mag er sehr gerne… Die Schlüssellänge ist richtig schön zu klettern. Nach einer weiteren Seillänge treffen wir auf unsere Teamkollegen auf der Schleierkante. Nach einer gemeinsamen Länge sind wir bei bestem Wetter auf dem Gipfel. Den Abstieg nehmen wir dann gemeinsam in Angriff und in kurzer Zeit sitzen wir bei leckerem Kaffee und Kuchen in der Hütte. Der Tag ist aber noch nicht vorbei, da wir noch zur Hütte für die nächsten Tage wechseln müssen. Also packen wir wieder unsere schweren Rucksäcke und genießen den schönen Klettersteig… naja genießen ist vielleicht das falsche Wort eher bewundern wir die Motivation mancher Menschen so viel Metall in den Bergen zu verbauen; uns spart es jedenfalls viel Umweg.
In der Hütte angekommen, wundern wir uns ein bisschen wo die anderen sind, aber pünktlich zum Abendessen kommen sie dahergelaufen.
Nach dem Essen beginnt bei einem Bier wieder die Tourenplanung. Da wir nun andere Berge vor uns haben, müssen wir uns erstmal einen Überblick verschaffen. Schließlich teilen wir uns wieder in drei Gruppen mit unterschiedlichen Zielen auf.
Tag 3
Nach einem entspannten gemeinsamen Frühstück brechen wir zu unseren Zielen auf:
Elias, Murron und Gebi hauen sich in den nächsten Klassiker und klettern die Buhl auf die Cima Canali.
Eva, Lorenz, Jakob, Leonie und Max klettern die Nordostkante auf den Campanile Pradidali und genießen wieder Gummibärchen, Babyfotos und natürlich auch die Kletterei!
Toni und ich wollen etwas Langes klettern und so fällt unser Blick auf die über 500m lange Via Internazionale auf die Cima Immink. Wir sind recht gespannt was uns da so erwartet, da uns die Enkelin des Hüttenwirts am Abend vorher gefragt hat, ob wir uns schon sicher sind diese Route klettern zu wollen. Nachdem wir ein bisschen gebraucht haben den Einstieg zu finden, da keiner von uns das Wandfoto abfotografiert hatte, klettern wir schnell los. Im Schatten ist es doch recht frisch. Toni merkt noch an, dass er gerne Sonne hätte, aber naja man kann sich nicht alles aussuchen. Jede Seillänge bietet richtig schöne Kletterei in Pala typischem Fels, der richtig steil ist für den Grad. Durch den wolkenlosen Himmel und die pralle Sonne sind wir dann auch froh um die schattige Lage. Nach ein paar Stunden sind wir dann auch auf dem Gipfel und steigen gemütlich Richtung Hütte ab.
Am Passo Ball treffen wir dann zufällig auf Eva, Lorenz, Jakob, Leonie und Max, die dort von ihrer Tour abgestiegen sind und wahrscheinlich grad wieder Gummibärchen gegessen haben. So genießen wir noch ein paar Sonnenstrahlen und gehen dann gemeinsam zur Hütte. Pünktlich zum Abendessen treffen dann auch Elias, Murron und Gebi ein.
Wir stoßen auf Murrons Geburtstag an und fangen anschließend mit der Tourenplanung an.
Tag 4
Da für den späteren Nachmittag Gewitter gemeldet sind, frühstückt das restliche Team früher, um zeitig bei ihren Einstiegen zu sein. Toni und ich lassen es gemütlicher angehen.
Nach den Erzählungen von Elias und Murron wollen auch Eva, Lorenz, Jakob, Leonie und Max die Buhl auf die Cima Canali klettern.
Elias und Murron klettern die Via Heidi auf die Cima Canali, welche sie am Vortag von ihrer Route aus gesehen haben.
Toni und ich wollen die Skyluke for Alex auf die Torre Gialla klettern, da die Stände gebohrt und mit Abseilring ausgestattet sind, stresst uns der Wetterbericht nicht sehr. Diesmal haben wir sogar das Wandbild abfotografiert, aber leider schaut der Wandfuß nicht so aus wie auf dem Foto und die rote Schlinge die den Einstieg markieren sollte ist weit und breit nicht zu sehen… Es schaut nach einem Ausbruch aus. Nach recht langem hin und her klettere ich dorthin wo ich mir vorstellen könnte einen Stand zu finden, aber ehrlich gesagt hatte ich keine große Hoffnung. Doch siehe da! Ich finde wirklich einen Stand vor und die Motivation ist wieder groß. Nachdem Toni die Hoffnung auf Sonne wieder aufgegeben hat, klettert er flott nach. Verwöhnt von der Felsqualität vom Vortag, muss man hier etwas vorsichtiger klettern. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass die Route kein Klassiker ist. Mittlerweile haben wir auch Sonne bekommen – Toni ist glücklich und einige Flugmeter wie auch Klettermeter später kommen wir oben an. Es ist auch an der Zeit, denn wir sehen bereits, dass die Cima della Madonna und der Sas Moar bereits in Gewitterwolken verschwinden. Auf den letzten Metern zur Hütte beginnt es heftig zu regnen. Toni und ich freuen uns über das perfekte Timing. Dafür gibt es erstmal Kaffee und Kuchen. Wenig später kommt auch der Rest des Teams klitsch nass, aber auch sehr glücklich über die gekletterte Tour.
Tag 5
Am Nachmittag sind wieder Gewitter gemeldet und wir sind alle recht müde von den doch recht intensiven letzten Tagen und somit lassen wir den Tag langsam mit einem gemütlichen Frühstück starten. Da wir in den Dolomiten sind, aber in den letzten Tagen noch keinen Nagel versenkt haben, steht das heute auf dem Programm.
Nachdem uns der „Kursleiter“ aka. Gebi in die Kunst des Hakenschlagens eingeweiht hat, sucht sich jeder geeignete Felsstrukturen und hämmert drauf los. Die meisten sind draufgekommen, dass es richtig viel Spaß macht und gleichzeitig recht anstrengend ist, besonders gut versenkte Nägel wieder herauszubekommen. Anschließend hat uns Max noch den ein oder anderen Profitipp gezeigt und Fragen beantwortet.
Dann ging es auch schon zurück zur Hütte zum Packen. Die extrem nette Hüttenwirtfamilie hat unser Gepäck mit der Materialseilbahn nach unten befördert, somit konnten wir ohne Rucksack gemütlich ins Tal schlendern. Auch dieses Mal war das Timing perfekt, kaum am Auto angekommen hat es heftig zu Stürmen begonnen.
Den Tag und das gelungene Update haben wir dann bei einer wohl verdienen Pizza mit Tiramisu ausklingen lassen.
Junge Alpinisten TEAM
Acht bis zehn junge Alpinist*innen sind zwei Jahre gemeinsam unterwegs, haben die Chance, die eigenen Grenzen in allen Disziplinen des Alpinismus zu verschieben und eigenverantwortlich auf hohem Niveau auszuüben, begleitet von erfahrenen Mentor*innen. Leistung steht dabei nicht im Vordergrund. Vielmehr geht es um gemeinsame Abenteuer, prägende Erlebnisse und ein Lernen auf Augenhöhe. www.jungealpinisten.at
Das Programm Junge Alpinisten TEAM wird unterstützt von unseren Kooperationspartnern:
SALEWA, La Sportiva, EDELRID und Knox Versicherungsmanagement
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