Tag 1

Mit  Vorfreude und Energie wie nach fünf Espressi ging es zum Wilden Kaiser. Unser Plan? Neue Kletterrouten einbohren. Gemeinsam mit Gebi, der den Wilden Kaiser kennt wie seine Westentasche, schauen wir uns potentielle Wände an und entscheiden uns für eine Wand, die bisher unberührt war.

Nach einer kurzen Einführung ins Bohren und auch einer kleinen Ethikbesprechung starten wir sofort los in die Wand. Eigentlich war der Plan mit etwas Leichtem zu starten, jedoch befanden wir uns alle schnell in schwierigeren Linien. Auch Eva und Murron waren sich anfangs sicher, dass es eine 6a sein könnte, wobei es dann später doch der obere 7. Grad war. Das Klettern mit Bohrmaschine und die vielen verschiedenen Handgriffe waren noch sehr ungewohnt. Auch das Vertrauen in die Clifs und in die teilweise schlechten Friends war noch nicht da. Wir arbeiteten uns langsam voran und am Ende vom ersten Tag hatten wir vier Touren fertig.

Wir putzten schon mal fleißig, was zugegeben, richtig lustig ist, wenn man brüchige Felsen ausräumen kann. Besonders Philipp zeigte hier Feingespür für den Hammer und keine Gnade für den Fels. Er hatte sich selbst ein kleines Projekt eingebohrt „Change the Hole“ und startete gleich darauf es zu klettern. Andere Touren benötigten noch etwas mehr Putzarbeit, wobei Gras und Schlamm aus den Löchern rausholen nicht ganz so erfreuend war im Vergleich zum Hammern. Elias und ich versuchten auch schon mal unsere Tour zu klettern und checkten die Züge aus, die angesichts der nassen, schlammigen Löcher noch etwas schwer waren. Wir hofften aber, dass die Tour am nächsten Tag trocknen würde. Eva und Murron haben auch mit einer nicht ganz einfachen Tour angefangen, die sich als absolute Toptour entpuppte mit coolen Löchern, aber auch richtig weiten Zügen. Nach einem erfolgreichen ersten Tag gönnten sich manche noch eine Dusche im Wasserfall, bevor wir am Abend noch auch Jakobs Geburtstag anstießen und auch den Kindersekt knallen ließen zu Murrons bestandener Bergführeraufnahme.

Tag 2

Am nächsten Morgen starteten wir mit einer ausgeklügelten Seilrutsche fürs Material – von unserem Architekten Lorenz entworfen. Diese arbeitsersparenden Maßnahmen zeigten sich aber nur teilweise erfolgreich, trotzdem war die Motivation erneut hoch, neue Touren zu erschließen.

Jakob und Lorenz verlängerten noch ihre Tour vom Vortag, Elias und Eva hatten ihre Augen auf einer Plattentour „Brezendrugga“. Murron und ich wollten noch eine Aufwärmtour erschließen und starteten in die logische Verschneidung der Wand. Auch unserer Südtiroler hatte es zum Wilden Kaiser geschafft und startete gleich mit rasender Geschwindigkeit einen überhängenden Wandteil hinauf. Ruck zuck war die „Akkuflex“ fertig und Manuel konnte auch schon mal reinstarten. Die anderen versuchten teilweise die Sonne in unserer Südwand zu vermeiden.

Die Multifunktionsschirme wurden ausgepackt und die Sonnencreme nach oben gehault. Die Handgriffe und auch das Bohren wurden mit jedem Haken routinierter. In der Verschneidung, die ich gemeinsam mit Murron einbohrte, entpuppte sich so manches Grasbüschel noch als guter Henkel und weil sie von un in mühsamer Arbeit entfernt wurden, nannten wir die Tour „ gone with the weed“. Auch Phillip bohrte noch schnell mit neuer Routine eine neue Tour im linken Wandteil ein und nannte sie „muchas grazias“ (mit Stubaier Aussprache natürlich).

Danach waren wir schon wieder ziemlich motiviert die Touren zu klettern und wollten gar nicht absteigen, doch das nähernde Unwetter drängte uns dazu sich doch irgendwann auf dem Heimweg zu machen. Am Abend gönnten wir uns mit den Mentoren gemeinsam eine Pizza und entschieden uns Ideen zu sammeln für unsere Expedition.

Tag 3

Für mich ging es am nächsten Tag leider schon wieder zurück in die Schweiz, um meine letzten Uniprüfungen zu schreiben. Deshalb ergänzt hier Jakob, der gerade in der Hängematte nebenan in Chamonix liegt, ein paar Details zum Sonntag.

Dem „Brezendrugga“ wurden noch einige Versuche gewidmet, da die meisten anderen Routen leider immer noch eher Canyoning- als Klettertouren ähnelten. Philipp ist sein Projekt trotz schlechten Bedingungen aber auch noch so oft und so motiviert eingestiegen, dass wir bald das Zählen aufgegeben haben. Leider wollte es aber einfach nicht sein. Nach der Material-Zurückschlepp-Aktion und generell dem lehrreichen Wochenende wird wohl niemand von uns mehr einen Bohrhaken oder gar einen komplett hergerichteten Klettergarten als selbstverständlich sehen. Leider erwischte uns beim Heimfahren ein Hagelschaue so wild, das Elis rote Rakete und der AV Bus nicht unbeschadet davon kamen. Da hat man schon lieber ein Autodach als einen Kletterhelm oder gar Strohhut über sich… Zum Abschluss ging es noch zu mir nach Hause um das Wochenende bei einer Portion Chili gemeinsam ausklingen zu lassen!

Wir freuen uns falls ihr mal im neuen Klettergarten: „der 7. Grad“ am Wilden Kaiser vorbeischaut!

Junge Alpinisten TEAM

Acht junge Alpinist*innen sind zwei Jahre gemeinsam unterwegs, haben die Chance, die eigenen Grenzen in allen Disziplinen des Alpinismus zu verschieben und eigenverantwortlich auf hohem Niveau auszuüben, begleitet von erfahrenen Mentor*innen.  Leistung steht dabei nicht im Vordergrund. Vielmehr geht es um gemeinsame Abenteuer, prägende Erlebnisse und ein Lernen auf Augenhöhe. www.jungealpinisten.at

Das Programm Junge Alpinisten TEAM wird unterstützt von unseren Kooperationspartnern:

SALEWA, La Sportiva, EDELRID und Knox Versicherungsmanagement

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Leonie Filz ist Mitglied im Junge Alpinisten TEAM 23 - 25.

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