Zeit vergeht schnell. Gute Zeit bekanntlich noch schneller. Zumindest kommt es einem so vor. Zwei Jahre Junge Alpinisten TEAM sind kürzlich zu Ende gegangen – gefühlt in einem rasenden Tempo. Insgesamt 13 Updates und dabei unzählige gemeinsamen Klettermeter in Fels und Eis, tausende Höhenmeter auf den Ski, einige erstbegangene Routen, viele Schlechtwettertage, umso mehr lustige Hüttenabende und erholsame Saunagänge, gekrönt vom Grande Finale, der Abschlussexpedition nach Peru.
In den zwei Jahren beim Junge Alpinisten (JAP) TEAM sind Hanna, Vicki, Lisa, Peter, Simon, Luggi, Tom, Tobi und beide Felix(e) einen gemeinsamen Weg gegangen, begleitet von Mentoren des Programms der Alpenvereinsjugend. Gleichzeitig hat jede*r dabei ihren/seinen eigenen Weg beschritten, Grenzerfahrungen gemacht und ihre/seine Rolle im TEAM eingenommen. Eine prägende Zeit.
Ich durfte das Junge Alpinisten TEAM ab der Halbzeit begleiten und diese zehn spannenden Persönlichkeiten kennenlernen. Beobachten, wie sich jede*r einzelne von ihnen weiterentwickelt, wie sie als Team zusammenwachsen und Freundschaften schließen. Nicht zuletzt konnte ich ihre Ansichten zum Alpinismus erfahren und viel besser noch – gemeinsam mit ihnen klettern!
An einem sonnigen Klettertag in Arco Anfang Jänner, also grad ein paar Wochen nach dem offiziellen Ende des TEAMs (Betonung auf offiziell, denn das TEAM ist nach wie vor gemeinsam unterwegs), habe ich mit einigen JAPs auf die letzten zwei Jahre zurückgeblickt.
Was nehmen sie aus der Zeit im Junge Alpinisten TEAM mit? Welche Erlebnisse haben sich am tiefsten eingeprägt? Welche Momente bleiben für immer in Erinnerung? Was schätzen sie an dem Programm? Würden sie sich nochmal bewerben?
Im Grunde sind sich alle zehn in vielerlei Hinsicht einig. Alle würden nochmal dabei sein wollen, das steht zumindest fest, denn „es war einfach eine geile Zeit“, so der Konsens. Mitgenommen haben sie Vieles: Wertvolle Tipps & Tricks von den Mentoren, die sie in ihren Fertigkeiten in allen alpinistischen Disziplinen weitergebracht haben, prägende Erlebnisse in gemeinsamen Kletterrouten.
Ob in Cadarese, im böhmischen Sandstein oder an Eisfällen in den Dolomiten, eisige und windige, aber dafür besonders lehrreiche Tage im Schnee, organisatorische und infrastrukturelle Hürden einer Expedition mit zwölf Personen an Bord und nicht zuletzt, dass Höhenbergsteigen in fernen Ländern doch einige Herausforderungen mit sich bringt und man nicht mit allen geplanten Zielen bzw. Gipfeln in der Tasche zurückkehrt, dafür aber mit Erfahrungen, die eine*n von nun an das ganze Leben begleiten werden.
Was noch oder vor allem in Erinnerung bleibt, das sind die gemeinsamen Erlebnisse, die lustigen Momente, die Möglichkeit, auf Augenhöhe voneinander zu lernen und die gegenseitige Unterstützung und Motivation im TEAM und nicht zuletzt die Freundschaften, die in den zwei Jahren JAP TEAM entstanden sind.
Mit einem schönen Gefühl höre ich den Erzählungen des TEAMs zu und denke mir, dass es genau darum geht und das Junge Alpinisten-Programm genau deswegen so wertvoll ist. Neben dem alpinistischen Know how werden junge Menschen ein Stückweit auf ihrem Weg begleitet und darin gestärkt, eigene Entscheidungen zu treffen. Zusammen mit den vielen Erlebnissen und Freundschaften, die sie auf dem Weg mitnehmen, wird sie die Zeit bei den JAPs (hoffentlich) ein Leben lang prägen.
Zwei Jahre Junge Alpinisten TEAM 3.0
Alpinklettern in Arco
„Arco war spannend! Wir nutzten die paar Tage, um uns etwas kennenzulernen. Ziemlich schnell stellte sich heraus, wer in welcher Materie zu Hause ist! Neben kulinarischen Highlights am Abend, Saunagängen sowie eingeheizten Badekesseln war ausreichend Zeit, lustige und spannende alpine Erfahrungen auszutauschen. Nicht selten gab es abends eine Knotensession, wo jeder seine coolsten Handgriffe mit dem Seil vorführte. Wir hatten sehr viel Spaß und freuten uns schon auf die vielen Updates und alles, was in den folgenden zwei Jahren auf uns zukommen würde!“ LISA PEDROLINI
Eisklettern in Osttirol
„Es war nicht nur ein Update für unsere Eiskletterskills. Es hat auch gezeigt, wie schnell man von den ersten unbeholfenen Metern im Eis zum sicheren und selbstständigen Klettern am Eisfall gelangen kann – wenn man voneinander lernen kann und die Erfahreneren unter den „Japs“ den Eiskletter-Neulingen zur Seite stehen, wenn die Mentoren einen mit Input und wertvollen Tipps unterstützen und wenn man von der Motivation und Begeisterung im TEAM geradezu mitgerissen wird.“ VICKI VOJTECH
Skitouren-Update auf der Essener Rostocker Hütte
Einsam aufgrund der Coronabeschränkungen befinden wir uns auf der Essener Rostocker-Hütte. Der Wind bläst stark von Norden, die Sicht ist schlecht und die Temperaturen sind tief. Trotzdem haben wir ein super Wochenende mit spannenden Touren und lernen viel zum Thema Orientierung, Spuranlage, Spaltenbergung sowie zur Verschüttetensuche. Die Hüttenabende sind legendär und gemeinsam mit Hüttenwirt und Co. singen wir die lustigsten Gstanzl. Alles in allem war es ein sehr abwechslungs- und lehrreiches sowie unterhaltsames Update bei eisig kalten Temperaturen.“ THOMAS FUCHS
Klettern in Tschechien
„Vom Regen aus Cadarese nach Tschechien verspült. Aus der ursprünglich geplanten Risskletterei an Granitwänden wurde eine Sandsteinkletterei an Türmen im böhmischen Paradies. Klettern ohne Chalk, gesichert an selbstgeknüpften Knotenschlingen und zum Teil auch noch ohne Kletterschuhe – an diese Art zu klettern mussten wir uns erst einmal gewöhnen. Nach einem ersten Herantasten waren jedoch schnell alle Zweifel beseitigt und ein Turm nach dem anderen wurde erklommen. Im Rückblick war dieses Update sicherlich eines der Highlights innerhalb der letzten zwei Jahre, welches wir wohl ohne den Regen in Cadarese nie erlebt hätten.“ HANNA LÖBERBAUER
Hochtouren-Update auf der Oberwalder Hütte
Zwar waren die Zustiege am Gletscher mit den Schneeschuhen und die Spaltensturz-Aktion von Vicki nicht ganz das, was wir uns für dieses Update vorstellten, dennoch konnte jeder für sich wieder etwas mitnehmen. Auch der Spaß bei so manchem Schlechtwetterprogramm auf der Hütte kam nicht zu kurz;) TOBIAS DICHTL
Alpinklettern-Update in den Dolomiten
„Alpinklettern in den Dolomiten ist immer etwas Besonderes. Vor allem in einer coolen Gruppe. Für mich war dieses Update eines der besten, da wir echt viele Klettertage hatten und ich mit fast jedem aus dem Team eine Route klettern konnte. Junge Alpinisten TEAM im wahrsten Sinne des Wortes!“ LUDWIG SANDHACKER
Eisklettern in den Dolomiten
„Eisklettern in den Dolomiten! Mein persönlicher Platz eins der Updates. Angefangen bei den wunderschönen Mixed/Eis-Linien, die wir klettern durften, bis zu den entspannenden Saunagängen am Abend, war alles dabei.“ SIMON GRUBER
Tradklettern-Update in Cadarese
„Nass, blutig, aber verdammt lehrreich. Als eine der letzten Vorbereitungsaktionen vor der Expedition standen in Cadarese vor allem Seiltechniktraining und Teambuilding auf der Speisekarte.“ FELIX WEBHOFER
Expedition in Peru
Peru war der krönende Abschluss der letzten zwei Jahre. Wie bei den Updates lief auch hier nicht immer alles wie vorher geplant, doch die Erlebnisse waren großartig. Hinsichtlich der Touren konnten wir zwar nicht ganz das erhoffte Pensum erfüllen, dafür haben wir wieder mal so viel Neues gelernt und so viele Dinge gemeinsam erlebt. Wir konnten auf über 4000 Metern während der Akklimatisation sportklettern, standen bei Windstille und Sonnenschein auf dem 5.423 Meter hohen Urus und genossen die schier unendlichen Weiten der peruanischen Hochebenen. Nebenbei lernten wir Lokals und Bergverrückte aus der ganzen Welt kennen und bekamen so Einblicke in die unterschiedlichsten Zugänge zum Alpinismus, eine äußerst einprägsame Erfahrung!
Das Finale der Expedition suchte ein Teil des TEAMs am „schönsten Berg der Welt“, dem Alpamayo, und der andere Teil am unberührten Fels in der Nähe von San Marcos. In diesen gewaltigen Kalkwänden konnten drei neue Linien erschlossen und eine Menge neue Erfahrungen gesammelt werden. Am Alpamayo wurde dem TEAM aufgrund der Wetter- und Schneeverhältnisse der Gipfelerfolg zwar verwehrt, jedoch wurde der Aufstieg mit einem wundervollen Sonnenuntergang im Hochlager auf 5500 Metern und einer unvergesslichen Zeit belohnt. Der Gedanke an die Expedition stimmt einen immer wieder heiter, es war schon eine verdammt coole Zeit! PETER LECHNER, FELIX GRUBER, HANNA LÖBERBAUER, THOMAS FUCHS
Junge Alpinisten TEAM
Zehn junge Alpinist*innen sind zwei Jahre gemeinsam unterwegs, haben die Chance, die eigenen Grenzen in allen Disziplinen des Alpinismus zu verschieben und eigenverantwortlich auf hohem Niveau auszuüben, begleitet von Mentoren – allesamt Weltklassealpinist*innen. Leistung steht dabei nicht im Vordergrund. Vielmehr geht es um gemeinsame Abenteuer, prägende Erlebnisse und ein Lernen auf Augenhöhe. www.jungealpinisten.at
Das Programm Junge Alpinisten TEAM wird unterstützt von unseren Kooperationspartnern:
Salewa, La Sportiva, AustriAlpin und Knox Versicherungsmanagement.
Joanna Kornacki ist Mitarbeiterin in der Abteilung Jugend des Österreichischen Alpenvereins und ehrenamtliche Jugendleiterin.
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