Vier Tage Sonnenschein

Das war die Wetterprognose als wir uns Samstagnachmittag am Bahnhof in Wattens trafen. Wir, das waren ein bunter Haufen an motivierten Jugendlichen und unsere zwei Bergführer Max und Pete. Mit dem Alpenvereinsbus fuhren wir vom Bahnhof zum Parkplatz in Innerst, wo wir unseren Aufstieg zur Weidener Hütte starteten. Während dem Aufstieg wurde viel getratscht und sich gegenseitig vorgestellt. Nach dem Abendessen studierten wir interessiert den Lawinenlagebericht und entschieden uns aufgrund der etwas angespannten Lawinenlage für eine Tour auf das Hobarjoch.

Los geht’s

Nach einem ausgiebigen Frühstück und dem routinemäßigen LVS-Check starteten wir um ca. 8:30 Uhr Richtung Hobarjoch. Von der Hütte mussten wir zuerst einige Meter abfahren, um zum eigentlichen Aufstieg zu gelangen. Wieder aufgefellt begann unser Aufstieg durch unverspurte Pulverhänge. Unsere Bergführer hielten sich meistens im Hintergrund und ließen uns selbst werkeln.

Erst als wir versuchten in einen Hang mit über 35° Hangneigung hinein zu spuren meldeten sie sich zu Wort und fragten uns, warum wir hier hineinspuren, obwohl im Lawinenlagebericht deutlich geschrieben stand, dass man Hänge über 35° Neigung meiden sollte.

Einstimmig beschlossen wir, dass es gescheiter ist, nochmal ein Stück abzufahren und es weiter rechts zu versuchen, da es dort laut Karte flacher sein soll. Die kurze Abfahrt mit Fellen gestaltete sich als sehr lustig und es gab einige Stürze. Wie es uns die Karte schon versprochen hatte, wurde es tatsächlich flacher und wir konnten endlich den Aufstieg durch ein Waldstück starten. Als wir die Baumgrenze erreicht hatten, wurden wir von Sonnenstrahlen begrüßt und nutzten diese großartige Stimmung gleich für eine kurze Trinkpause.

Am Gipfelgrat angekommen entschieden wir uns dazu, nicht mehr ganz auf den Gipfel zu gehen, da wir diesen nicht mehr mit Schi begehen hätten können. Dafür konnten wir bei der Abfahrt  in ein paar unverspurten Hängen den Powder genießen.

Nach einer ausgiebigen Stärkung, standen am Nachmittag: LVS-Suche, Sondieren und Schaufeln auf dem Programm. Beim Abendessen wurde viel über das Thema Lawine diskutiert und anschließend widmeten wir uns wieder der Tourenplanung.

Wir entschieden uns für die Halslspitze. Nachdem wir ausgiebig die Landkarten studiert und den Lawinenlagebericht gelesen hatten, dachten wir, wir seien bestens vorbereitet und gingen zufrieden ins Bett.  Doch am nächsten Tag sollte alles anders kommen…

Wenn alles anders kommt…

Pünktlich um 8:30 Uhr verließen wir die Hütte und machten uns auf den Weg Richtung Nafingalm. Dort angekommen hatten wir zwei Möglichkeiten. Entweder den steilen Hang direkt hinauf oder einen Graben queren und anschließend dort die etwas flachere Variante gehen. Aus Angst vor dem Graben entschieden wir uns für die steilere Variante, die auf der Karte deutlich flacher gewirkt hatte.

Wir hofften dennoch nach jeder Kuppe, dass es wieder flacher wird. Durch den angespannten 3er im Lawinenlagebericht und den zahlreichen Lawinenunfällen in den Wochen davor, waren wir jedoch alle nicht ganz unentspannt.  Nachdem wir einige Zeit so dahin stapften, bemerkten wir alle, dass es in nächster Zeit nicht unbedingt flacher werden wird.

Nun hatten wir zwei Möglichkeiten: Abfahren und nach dem Graben beim flacheren Hang unser Glück zu versuchen, oder den Aufstieg mit Entlastungsabständen fortsetzen und weiterhin hoffen, dass es bald wieder flacher wird. Da wir nun doch schon einiges an Höhe gewonnen hatten und niemand mehr Lust hatte wieder abzufellen und wieder abzufahren, entschieden wir uns den Aufstieg weiter fortzusetzen.

Dennoch übernahmen nun unsere Bergführer die Führung und spurten sicher bis zur nächsten Geländekuppe. Wie wir es uns schon die ganze Zeit erhofft hatten, wurde es hier tatsächlich flacher und wir konnten den Aufstieg zum Gipfel ohne weitere Vorkommnisse fortsetzen.

Bei der Abfahrt machten wir einen kurzen Zwischenstopp, um ein Schneeprofil zu graben. Dort lernten wir den Aufbau der dortigen Schneedecke kennen und begutachteten die Schwachstellen. Danach führten wir einen ECT-Test und Rutschblocktest durch.

Die weitere Abfahrt bis zur Nafingalm gestaltete sich als sehr lustig, da wir beinahe einen Schi verloren hätten. Dieser konnte aber unten wieder aufgefangen werden und wir improvisierten und fuhren Huckepack weiter bis zur Alm. Dort entschied sich eine Gruppe, dass sie auf der gegenüberliegenden Talseite noch einen kleinen Abstecher auf die Hubertusspitze machen wollen.

Der Rest der Gruppe fuhr zurück zur Hütte. Am Abend wurden die Erlebnisse des Tages noch einmal reflektiert und wir planten unsere letzte Tour auf die Roßlaufspitze. Nach einer etwas längeren Runde Würfeln ging es schließlich ins Bett.

Vom Gipfel zum Bahnhof

Am letzten Tag starteten wir, nach dem Verladen des Gepäcks, Richtung Gipfel. Wie der Wetterbericht am Vortag angekündigt hatte, schneite es und die Sicht war auch nicht mehr so gut wie an den Tagen zuvor. Trotzdem war die Stimmung gut, obwohl wir alle ein bisschen wehmütig waren, da die vier Tage nun fast vorbei waren. Vom Gipfel aus fuhren wir direkt bis zum Parkplatz ab und von dort wieder zurück zum Bahnhof.

Wir können auf vier sehr lehrreiche und lustige Tage zurückblicken. Ein herzliches Dankeschön geht an unsere Bergführer Max und Peter, die uns viele neue Tipps und Tricks zeigen konnten und natürlich auch an das Team der Weidener Hütte, die immer dafür gesorgt haben, dass wir nicht verhungern.

Danke an Luisa für den Blogbeitrag und Max für die Fotos 🙂

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...ist 15 Jahre alt und kommt aus Unken. Neben der Schule ist sie am liebsten in den Bergen unterwegs. Alpinklettern und Mehrseillängen mag sie besonders gern, aber auch das Schitourengehen oder klassische Hochtouren und Eisklettern machen ihr viel Spaß. Bei den Jungen Alpinisten YOUNGSTERS war sie bereits zwei Mal dabei und freut sich jetzt schon auf Alpinklettern II im September.

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