5 Tage Regen.
Das war die Vorhersage für unseren Hochtourenkurs. Deshalb trafen wir, eine bunt gemischte Gruppe von 8 Jugendlichen und zwei Bergführern, am Mittwochnachmittag nicht wie ursprünglich geplant auf der Geraerhütte ein, sondern auf der Franz-Senn-Hütte. Dort würden wir auch bei diesen Verhältnissen mehr Möglichkeiten haben. Schon beim Aufstieg wurden wir positiv von der Sonne überrascht, die sich für kurze Zeit doch durch die Wolken kämpfte. Trocken oben angekommen waren alle motiviert auf die kommenden Tage und beim leckeren Abendessen wurden alle Teller brav geleert, sodass einem guten Wetter wenig im Weg stehen sollte.
Abseilen, Rettungstechniken und Felsparcours.
Tatsächlich konnten wir am nächsten Tag die Regenpausen gut nutzen und draußen in Hüttennähe das Abseilen, die Selbstrettung, Mannschaftsrettung und die lose Rolle üben. Am Nachmittag war dann der Felsparcours mit Steigeisen dran. Unsere Bergführer, der Heli und der Max, setzten sich auch immer dafür ein, dass wir nicht verhungerten und so wurden wir von den Hüttenwirten auch mittags mit warmer Suppe versorgt. Für den Freitag war das beste Wetter angekündigt, deshalb recherchierten wir an den beiden vorherigen Tagen fleißig, welche Tour wir machen könnten. Ein bisschen eingeschränkt waren wir, da es am Tag zuvor bis zur Hütte geschneit hatte und wir daher schwierige Felsklettereien ausschließen mussten. Auch zu lang durfte es nicht sein, da für den Nachmittag wieder schlechtes Wetter angekündigt war. Nach einer Weile entschieden wir uns einstimmig für die Östliche Seespitze (3417m), weil wir dort eine spannende Runde machen wollten: über zwei Gletscher (Alpeiner Kräulferner und Seespitzferner), dazwischen Felskletterei im 3. Grad und kurz vorm Gipfel Klettern über den Südwestgrat. Absteigen wollten wir dann über den einfacheren Ostgrat und über den kompletten Alpeiner Kräulferner.
Östliche Seespitze (3417m)
So starteten wir am Freitag um kurz nach fünf von der Hütte weg in das Hochtal hinein, anfangs immer dem Wanderweg entlang des Alpeinerbaches folgend, den wir am Vorabend schon erkundet hatten (und auf dem uns ein paar zutrauliche Murmeltiere begegnet waren). Wir gewannen immer mehr an Höhe und querten schließlich eine Holzbrücke, ab der es in wegloses Gelände ging. Hier genossen wir kurz die Sonnenaufgangsstimmung. Der Himmel war gelb eingefärbt und Wolken schwebten unter uns im Tal. Über die feuchten Blöcke suchten wir uns dann den Weg zum unteren Rand des Alpeiner Kräulferners. Mit Blick auf die sich ausbreitenden Wolken und den Felsriegel, den wir für unsere Route überwinden mussten, entschieden wir, doch schon im Aufstieg die geplante Abstiegsroute zu gehen. Das Wetter spielte leider nicht ganz mit wie wir wollten und so hatten wir bessere Chancen den Gipfel rechtzeitig zu erreichen. Wir bildeten zwei Seilschaften und stapften mit Steigeisen und Pickel in der Hand den Gletscher hinauf (Danke an unsere fleißigen Spurer!). Die große Gletscherspalte in der Mitte konnten wir gut umgehen und nach einer Weile (und zwischendurch leider Verlust eines Handschuhes) standen wir vor der Scharte, bei der wir nach rechts zum Gipfel abzweigten.
Foto: Heli Düringer
Blockig geht’s über den Gipfelgrat
Nach einem steilen Stück erreichten wir den einfachen Blockgrat, der zu großen Teilen eingeschneit war. Die Hälfte unserer Gruppe entschied, seilfrei bis zum Gipfel weiterzugehen, der andere Teil blieb zum Seiltransport angeseilt in 2er-Seilschaften. So erreichten wir alle nach knappen 4 ½ Stunden glücklich den Gipfel der Östlichen Seespitze, auch wenn die Sicht nur noch ein paar Meter weit reichte. Beim Abstieg konnten wir dann einfach der Aufstiegsspur folgen. Anstatt dem Blockgelände unterhalb vom Gletscher wählten wir aber lieber die „Abfahrtsroute“ über die Schneefelder, auf der wir ein ganzes Rudel Steinböcke trafen. Als wir den Wanderweg erreichten, war auch der Regen angekommen und wir marschierten zügig durch das bereits im Aufstieg sumpfige Gelände zurück zur Hütte. Um 13 Uhr, als es sich so richtig einregnete, saßen wir bei einem leckeren Teller Nudeln und zufrieden über die Tour in der Hütte.
Ein vorzeitiges Finale
Am nächsten Tag wollten wir uns dann eher der Fels- und Gratkletterei widmen und die Vordere Sommerwand erklimmen. Doch uns wurde leider ein Strich durch die Rechnung gemacht. Im Tal bei der Fahrstraße unterhalb der Materialseilbahn, wo unsere Autos standen, war wegen dem vielen Niederschlag eine Mure abgegangen. Für den Samstag war noch heftigerer Regen angekündigt, weshalb mit noch viel schlimmeren Erdrutschen zu rechnen war. Die Straße wurde gesperrt. Und am Samstagmorgen zwischen 8 und 9 Uhr gab es die letzte und einzige Chance noch aus dem Tal fahren zu können. So mussten wir also einen Tag früher als geplant alle Sachen zusammenpacken. Nach einigen Runden Max und Moritz (Würfelspiel) spielen am Abend, konnten wir dann aber trotz der enttäuschenden Aussicht gut gelaunt und müde in die Lagerbetten fallen.
Spaß ist, was man draus macht
Am nächsten Morgen genossen wir noch ein letztes Mal das Frühstücksbuffet und erwischten glücklicherweise zum Abstieg eine Phase mit wenig Regen. Auch wenn ein bisschen Enttäuschung mitschwang, dass der Kurs unfreiwillig früher beendet werden musste, können wir trotzdem auf sehr coole Tage zurückschauen. Wir haben wirklich das Beste aus dem schlechten Wetter herausgeholt, hatten viel Spaß in der Gruppe und einen tollen Gipfel! Danke an Heli und Max, die uns noch einmal einige Tricks zeigen konnten, uns bei der Tourenplanung und -umsetzung mit Rat und Tat zur Seite gestanden sind, immer gute Laune verbreitet haben und auch immer für ausreichend Essen gesorgt haben!
Sophie studiert Geographie in Innsbruck und ist in ihrer Freizeit das ganze Jahr über gern am Berg unterwegs - auf Skitour, Hochtour oder beim Klettern.
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