Lifehacks sind kleine Tipps und Tricks, die uns das Leben erleichtern sollen. Es gibt sie für alle erdenklichen Lebenslagen und Situationen – auch auf Skitour!
Soziale Medien und Webcams für die Tourenplanung
Die beste Quelle, um aktuelle Verhältnisse einer Tour zu bekommen, sind in der Regel Informationen aus erster Hand, also von jemandem, der die Tour eben erst begangen bzw. befahren hat. Oft ist das aber nicht möglich. Ein wertvoller Skitouren-Lifehack ist der gezielte Gebrauch sozialer Medien. Die Instagram-Suche nach Hashtags oder auch nach Orten bringt häufig aktuelle Bilder zutage, auf denen man neben den üblichen Selbstdarstellern auch viele Informationen zu den Bedingungen vor Ort in Erfahrung bringen kann. Schneebedeckung, Windzeichen oder frische Spuren sind auf den Bildern oft gut erkennbar.
Wer die sozialen Medien eher meidet, dem bleibt immer noch das renommierte Webcam-Portal foto-webcam.eu. Dort findet man ein Netz an hochauflösenden Webcams, die sogar einzelne Skispuren offenbaren und sehr nützliche Infos für die Tourenplanung liefern können.
Felle wachsen – gut bei kalten Temperaturen und gegen Aufstollen
Dass man seine Ski oder das Snowboard von Zeit zu Zeit wachsen sollte, ist nun wirklich kein Geheimnis mehr. Dass das auch für Tourenfelle gilt, das wissen vermutlich nur wenige. Auf Tour, wenn die Felle bereits aufstollen und teils vereist sind, ist man in der Regel schon zu spät dran. Ein Wachsstück oder noch besser etwas Flüssigwachs können aber auch hier noch Abhilfe leisten.
Viel besser und auch bequemer ist es aber, wenn man sein Fell bereits zu Hause wachst. Das Fell wird auf den Ski montiert und dann mit einem herkömmlichen Wachsstück von vorne nach hinten in Gleitrichtung eingerieben. Das Wachs sollte möglichst weich, also für warme Temperaturen geeignet sein. Dadurch lässt es sich leichter auftragen. Die Felle keinesfalls gegen die Laufrichtung wachsen, da sie dadurch unnötig stark strapaziert werden! Im Anschluss nimmt man einen gewöhnlichen Haarföhn und „föhnt“ das Wachs ins Fell ein. Bereits mit freiem Auge erkennt man, wie das Wachs ins Fell einzieht. Das Ergebnis sind stollenfreie Felle und ein deutlich besseres Gleitverhalten! Gerne regelmäßig wiederholen…
Skitourengeher starten leicht fröstelnd – NOT
Wer kennt es nicht? Am Startpunkt angekommen, verlässt man das warme Auto oder den Bus und macht sich bereit für die Tour. Da man ja eh gleich schwitzt, startet man bereits leicht bekleidet. Dann muss der eine Kollege aber noch einen Schluck Tee trinken, die zweite Kollegin geht noch schnell pinkeln und der Dritte im Bunde hat seine Felle falsch raufgeklebt und muss das noch korrigieren. Endlich startet man leicht durchgefroren und gibt zum Start mal richtig Gas, damit es endlich warm wird. So ein richtiger Kaltstart kostet aber viel Energie und auf halber Strecke zum Gipfel hat man das Gefühl, dass man total schlapp ist.
Viel schlauer ist es, dass man seine Tour gut eingepackt mit Daunenjacke und dicken Handschuhen startet – vor allem im Hochwinter, wenn es in Tallagen richtig kalt ist. Die ersten 20 Minuten nutzt man, um seinen Körper an die Anstrengung zu gewöhnen und sich mit gemütlichem Schritt einzugehen. Nach einer kurzen Teepause legt man die warmen Schichten dann ab und startet gut temperiert mit warmen Händen in die Tour. In Summe ist man so meist schneller und viel komfortabler unterwegs.
Lawinenrucksack zu Hause lassen
What? Echt jetzt?Am Berg sind wir immer bestrebt, unser persönliches Risiko zu minimieren. Das bedeutet, dass wir uns auf die zu erwartenden Gefahren bestmöglich vorbereiten und durch Planung, Material und Verhalten das Risiko in einem Bereich halten, der für uns vertretbar ist. Der Lawinenrucksack verringert das Risiko einer Ganzverschüttung erheblich und ist deshalb ein wichtiges Tool für die Risikoreduktion. Allerdings spielt der Lawinenrucksack nur bei trockenen Schneebrettlawinen mittlerer Größe seine Stärken aus.
Sind wir also im Frühjahr bei Firnbedingungen unterwegs, bringt uns der Lawinenrucksack keine Vorteile. Im Gegenteil – das zusätzliche Gewicht und der Verzicht auf Steigeisen, Harscheisen oder eines Pickels aufgrund von Platzproblemen würden das Gesamtrisiko sogar erhöhen. Auch auf sehr langen Skitouren oder Durchquerungen bei stabilen Schneebedingungen kann ein Lawinenrucksack kontraproduktiv sein, da ich durch das zusätzliche Gewicht langsamer bin, müder werde oder, wie oben beschrieben, auf andere wichtige Ausrüstung verzichte.
Gehe deine eigene Spur
Schon viel wurde über die falsche Aufstiegsspur geschrieben, philosophiert und vor allem geschimpft! Bei genauerer Betrachtung muss man allerdings ehrlich zugeben, dass es die richtige Aufstiegsspur einfach nicht gibt. Und selbst die eigene Aufstiegsspur würde am gleichen Hang nicht immer gleich aussehen. Einmal ist man mit leichtem Material allein unterwegs und geht sehr steil und direkt. Ein anderes Mal führt man eine Tourengruppe mit schwächeren Teilnehmer*innen und legt die Spur sehr flach und möglichst ohne Spitzkehren an.
Die richtige Spur gibt es nicht und man ist gut beraten, seine eigene Spur zu legen, sobald man erkennt, dass die vorhandene Spur ungeeignet ist. Es ist auch nicht immer notwendig, dass man eine völlig eigene Spur anlegt. Oft lässt sich die vorhandene Spur mit eigenen Präferenzen kombinieren und man verwendet „Teile“ einer vorhandenen Spur.
Tipp: Wenn eine vorhandene Spur rutschig und glasig wird und man zum Ausrutschen tendiert, ist es häufig sinnvoll, eine eigene Spur anzulegen. Der Schnee in der eigenen Spur ist oft viel griffiger und man spart durchs eigene Spuren sogar Kraft. Beim Spuren bekommt man außerdem ein gutes Gefühl für den Schnee und die vorherrschenden Bedingungen.
Harscheisen früh genug rauf
Wahrscheinlich gibt es wenige Fehler am Berg, die man einfach einmal (oder öfter) selbst gemacht haben muss, bevor man versteht, von was die anderen immer sprechen. Das zu späte Montieren der Harscheisen im bereits zu steilen und rutschigen Gelände ist so ein typischer Fehler. Wer es bereits erlebt hat, der weiß, wovon hier die Rede ist. Es ist auch tatsächlich nicht einfach zu erkennen, ob es auf einem Hang die Eisen braucht oder nicht. Dazu braucht man schon etwas Erfahrung und auch Durchsetzungsvermögen. Extra stehenzubleiben, die Harscheisen ganz unten im Rucksack rauszusuchen und dann zu montieren – das kostet schon etwas Überwindung. Einfach mal ohne Eisen weitergehen und zu probieren, scheint deutlich einfacher und geht auch oft gut. Zumindest so lange, bis man nicht mehr anders kann. Dann wird´s allerdings schnell wirklich eklig.
Tipp: Kommt man zum abgeblasenen Gipfelhang oder im Frühjahr zu hartgefrorenen Passagen kann es schlau sein, eine kurze Trinkpause einzulegen. Der Gehrhythmus ist bereits unterbrochen und man hat den Rucksack geöffnet im Schnee stehen. Dann ist der richtige Zeitpunkt, das Thema anzusprechen. Es fällt dann viel leichter, die Harscheisen rauszuholen und zu montieren.
Ski tragen – aber richtig!
Auf Tour kommt es häufig vor, dass man kurze Tragepassagen über einen Felsgrat oder durch eine Rinne vorfindet. In einem Anflug von Hektik ist man häufig verleitet, seine Ski zu schultern und das anstrengende Stück schnell hinter sich zu bringen. Dabei haben die meisten Rucksäcke ausgeklügelte Tragesysteme, die es erlauben, Ski oder Snowboard in kurzer Zeit gut zu fixieren und beide Hände für die Skistöcke frei zu haben. Gerade bei kurzen Klettereien oder ausgesetzten Stellen ist es ein wesentlicher Sicherheitsgewinn, wenn wir die Hände frei haben und uns nicht auch noch auf das Tragen des Materials konzentrieren müssen. Der kurze Zeitverlust des Fixierens steht in den meisten Fällen nicht in Relation zu dem Gewinn an Komfort und Sicherheit!
Thomas Wanner ist ist staatlich geprüfter Berg- und Skiführer und Mitarbeiter in der Abteilung Bergsport für die Bereiche Ausbildung und Sicherheit.
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