Wie die interne risk’n’fun Team-Ausbildung Qualität fordert und fördert!

In einer Zeit, in der der Zugang zum freien Gelände immer populärer wird, spielt eine fundierte Ausbildung eine entscheidende Rolle für die Sicherheit im Bergsport. Das Ausbildungsprogramm risk’n’fun hat dabei ein klares Ziel: das Bewusstsein für alpine Risiken, Gruppendynamiken und Selbsteinschätzung im Gelände zu schärfen. Freerider*innen, Snowboarder*innen und Skitourengeher*innen sollen durch risk´n´fun ein individuelles Risikobewusstsein und eine eigene Strategie entwickeln, um Entscheidungen in alpinen Situationen besser abwägen zu können. Ein Ziel, das viel Verantwortung mit sich bringt und eine hohe Qualität – sowohl bei den Programminhalten als auch bei den Teamern – verlangt.

Nach 25 Jahren risk´n´fun stellen wir hier die Frage: Wie wird die hohe Qualität des Ausbildungsprogramms gewährleistet? Denn eines ist klar: Stillstand wollen und können wir uns im Hinblick auf ständig neue Erkenntnisse in der Lawinenkunde, neuen Materialentwicklungen und vor allem bei einem wachsenden Team nicht erlauben.
Ein Gespräch von Miri Weiherer mit Dani, Jürgen und Michele, die schon seit 25 Jahren für risk´n´fun im Einsatz sind.

risk’n’fun sind für mich Tage draußen mit einem guten Mix aus Learnings und gemeinsam shredden. Die risk’n’fun Experience ist schwer zu beschreiben und einfach besser selbst zu erfahren. Manu Mayer

Steigen wir gleich mitten rein in die Thematik: risk´n´fun war von Anfang an ein Projekt mit qualitativer Vorreiterrolle – und ist es heute noch. Denn auch wenn es eine Vielzahl an Lawinenkursen und Ausbildungen im alpinen Raum gibt, so ist die Herangehensweise von risk´n´fun doch einzigartig.

Jürgen: Bei risk’n’fun ging es von Anfang an darum, neben den fachsportlich relevanten Themen vor allem auch die ‚menschlichen‘ Einflussfaktoren in den Vordergrund zu stellen. In vielen Entscheidungen sind unserer Erfahrung nach die ‚soften‘ Aspekte fast wichtiger als die ‚harten Fakten‘. Dem haben wir nicht nur inhaltlich, sondern auch in der Zusammenstellung der Teams Rechnung getragen. Das Team besteht aus einer Kombination von Bergführer*innen und ausgebildeten Trainer*innen, die eng zusammenarbeiten. Es gibt eine Aufteilung der inhaltlichen Schwerpunkte, aber die Zusammenarbeit ermöglicht es, ein kohärentes Gesamtbild zu entwickeln. Durch diese Herangehensweise schafft risk’n’fun ein Umfeld, das sowohl auf fachlicher als auch auf menschlicher Ebene ein hohes Maß an Qualität bietet.

Als neuer Trainer, der letzte Saison seine erste Session geleitet hat, war es verblüffend zu merken, wie gut das Konzept funktioniert und wie die Gruppe innerhalb der Woche zusammenfindet und miteinander wächst. Sebastian Wit

Eine umfangreiche und vielseitige Expertise ist also gefragt. Ein hoher Anspruch an das Team, welches dieses Jahr um ein paar Neuzugänge erweitert wurde.

Mitch: Es ist wichtig, von Zeit zu Zeit frischen Wind ins Team zu bringen. Junge Teamer, die den Spirit neu aufflammen lassen, die Inhalte eventuell hinterfragen und uns auch neue Inputs geben. Die Integration neuer, engagierter Teamer ist daher ein natürlicher und notwendiger Schritt. Aber auch eine Herausforderung, weshalb eine Erweiterung auch nur alle paar Jahre stattfindet.

Eine Herausforderung, weil die Ausbildung neuer Team-Mitglieder umfassend und praxisorientiert gestaltet ist…

Mitch: Genau, nur durch unsere strukturierten Auswahl- und Ausbildungsschritte können wir sicherstellen, dass die Neuzugänge zu uns ins Team passen und vor allem die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse erwerben, um das Programm effektiv zu unterstützen.

Seit ich risk’n’fun kenne, wollte ich ins Team. Um meine Leidenschaft, mein Know-how und mein Wissen weiterzugeben. Und gleichzeitig vom Team und auch den Teilnehmer*innen zu lernen. risk’n’fun ist die perfekte Mischung aus tollen Tagen am Berg mit viel Lerneffekt und vielen Inputs, um selbstständig draußen unterwegs zu sein.
Bianca Somavilla

Besonders spannend ist, dass neue Mitglieder das bestehende Team bereichern und frische Perspektiven einbringen können. Welche Qualitäten müssen die neuen Teamer mitbringen?

Dani: Auf eine gute und ausgewogene Mischung kommt es an. Und JA, Teamerweiterungen bringen immer guten und frischen Wind in unser Team. Während sich bei unseren langjährigen Teamern im Laufe der vergangenen Jahre biografisch der Fokus mehr auf Familie und Beruf verschoben hat, dreht sich bei unseren jungen Teamern alles um 100 Prozent Freeriden und Biken. Voll das Leben eben. Die Begeisterung für risk´n´fun, für Freeriden und Biken, ist hier das Bindeglied zwischen den Generationen. Bei der Auswahl neuer Trainer*innen haben wir auch immer im Hinterkopf, wie sich die Bewerber*innen in unser bestehendes Team einfügen. Authentizität, Empathie und Credibility sind hier zentrale Punkte.

Wie sieht die Ausbildung neuer Teamer konkret aus?

Jürgen: Alle Trainer*innen, die in unser Programm aufgenommen werden, müssen bereits selbst an den ersten beiden risk’n’fun-Levels teilgenommen haben und ihr Sportgerät sehr gut beherrschen. Im Rahmen eines Assessements entscheiden wir, wen wir in die mehrstufige Trainer*innenausbildung aufnehmen. Bei den Bergführer*innen legen wir besonderen Wert auf einen offenen Zugang zu jungen Menschen. Alle neuen Teamer durchlaufen nicht nur eine Einschulung, sondern auch ein gecoachtes Training, bevor sie offiziell Teil des Teams werden.

Und wie wird dabei sichergestellt, dass die neuen Team-Mitglieder die Standards von risk´n´fun erlernen und später dann auch erfüllen?

Jürgen: In der Ausbildung arbeiten wir sehr viel praktisch und partizipativ. Ganz im Sinne von risk´n´fun nutzen wir die Potenziale der Leute. Gemeinsam werden relevante Themen zur Kommunikation, Gruppendynamik, Entscheidungsfindung, etc. vertieft und mit Erkenntnissen aus Lerntheorie und Neurobiologie verbunden. Dann geht´s natürlich um das Konzept und den didaktischen Aufbau einer risk´n´fun-Session, mit intensiven Übungseinheiten zu den Moderationen.

Stichwort integrative Herangehensweise. Die Qualitätsentwicklung des Programms wird abschließend noch durch ein strukturiertes Mentoringsystem gewährleistet.

Dani: Miteinander wachsen ist ein zentrales Thema bei risk´n´fun. Daher bildet den Abschluss der Ausbildung ein gecoachtes Training. Das heißt, jedes neue Team-Mitglied wird bei der ersten Freeride-Trainingssession von einem erfahrenen Team-Mitglied begleitet und unterstützt. Vorbesprechungen und Nachbesprechungen helfen bei der praktischen Arbeit, Moderationstipps und Tricks machen das Arbeiten mit der Gruppe einfacher. Und wenn mal was nicht so ganz genau klappt wie gewünscht, ist mit unseren routinierten Trainer*innen jemand da, der nochmals helfen kann, in der nachträglichen Analyse Fehler besser zu verstehen.

Insgesamt sind die gecoachten Trainings ein wichtiger und wertvoller Bestandteil der Ausbildung, um Sicherheit und Selbstvertrauen zu bekommen.

risk’n’fun ist Community. Ich feiere die Philosophie und möchte sie gerne auch weitergeben! Bereits als Teilnehmerin hatte ich das Gefühl, dass wir mit dem Expert*innen-Team auf Augenhöhe sprechen können und man integriert wird. Die Trainer-Ausbildung war ein bisschen wie den L17 machen -Kilometer sammeln und Learning by Doing bevor man auf die Straße losgelassen wird.
Anja Fischer

Mitch: Die Ausbildung umfasst generell sehr viele Feedbackgespräche und einen Abschlussdialog nach dem ersten Training. Dieser Austausch ist aufrichtig und selbstkritisch und alle Beteiligten zeigen den Wunsch, sich weiterzuentwickeln. Solche immer wieder stattfindenden Gespräche zwischen den Teamern und der Leitung tragen maßgeblich dazu bei, die hohe Qualität des Programms aufrechtzuerhalten und kontinuierlich zu verbessern.

Um besser zu werden, hilft bekanntlich Reflexion und Feedback…auch nach der Ausbildung?

Dani: Genau – Reflexion und konstruktives Feedback sind bei risk’n’fun Standard. Es gibt keinen Ausbildungstermin, wo wir uns kein Feedback einholen und schon vieles, was da retour gekommen ist, wurde dann in der weiteren Folge bei risk´n´fun implementiert. Bestes Beispiel dafür sind die DROP IN-Tage, die aus einem Feedback von Teilnehmer*innen im Rahmen des CHILL OUTs entstanden sind. Teamintern wird Feedback immer, nach jeder Veranstaltung, aktiv eingefordert.

Und für all unsere Trainer*innen, Berg- und Snowboardführer*innen findet jedes Jahr im Oktober unsere Koordination statt – das ist ein wichtiger Puzzlestein für die Qualitätserhaltung und unser Team als Ganzes. Dabei geht es um den fachlichen Austausch genauso wie um das gemeinsame Erleben und das Bier mit einem feinen Ratscher am Abend. risk´n´fun ist für uns alle einfach auch ein Stück „Family“ – wo vieles Platz hat und jeder und jede Einzelne von uns gern hinkommt und dabei ist.

Schauen wir zum Abschluss noch in die Zukunft. Wie sehen die zukünftigen Entwicklungen oder Ziele von risk’n’fun, besonders in Bezug auf die neuen Team-Mitglieder aus?

Jürgen: Das Motto von risk´n´fun – „Im Mittelpunkt der Mensch“ – bedeutet auch auf Seiten des Teams, dass die Menschen, die im Auftrag von risk´n´fun unterwegs sind, unsere wichtigsten Botschafter*innen sind. Sie begleiten Entwicklungsprozesse, die uns am Herzen liegen und teils weit über das „Fachsportliche“ hinausgehen. Und auch im Team begleiten wir uns gegenseitig in verschiedenen Lebensphasen. Für neue Mitglieder wird es daher immer wichtig sein, sich mit dem pädagogischen Auftrag und der Community zu identifizieren.

Mitch: Die „Neuen“ sind vollwertige Mitglieder des Teams. Wer dabei ist, hat den Spirit aufgesaugt und weiß, dass es funktioniert. Die vor uns liegende Entwicklung haben wir dann alle gemeinsam zu meistern. Die Herausforderungen der Zukunft werden sicherlich klimatechnisch zu hinterfragen sein; die Winter werden kürzer und vieles wird nicht mehr möglich sein. Wir erleben gerade Veränderungen, die vor 25 Jahren absehbar waren, aber an die keiner so richtig glauben wollte und jetzt sind wir mittendrin. Jedoch bleibt Natur Natur und der Spirit von risk´n´fun lässt sich auch hier weiterentwickeln, da bin ich mir sicher. Für mich hat „das Baby“ vor 25 Jahren „laufen gelernt“ und jetzt gilt es nicht, erwachsen zu werden, sondern mit jugendlichem Enthusiasmus und Glauben an die Zukunft weiterzugehen und weiterhin Ausbildung als Begleitung zu sehen.

Danke!

In den vergangenen 25 Jahren gab es bisher vier risk’n’fun Trainer*innen-Ausbildungen und Bergführer*innen-Einschulungen. Insgesamt sind es 24 Tage, die von den Trainer*innen in diese Qualifikation investiert wurden. Jürgen Einwanger, Michele Gallonetto und Dani Tollinger waren jeweils für die Konzeption und Umsetzung verantwortlich.

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Miri Weiherer, Snowboarderin, risk´n´fun-Trainerin und generell immer am Sporteln. Ansonsten ein Marketing-Pro und immer unterwegs mit ihrem Hund Oscar.

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