Zwoa Brettln, a gfiariga Schnee, juchee!
Was Erwachsenen so viel Spaß bereitet, kann auch für den Nachwuchs nicht ganz verkehrt sein, wenn da nicht diese schweißtreibenden Aufstiege wären…
Damit die ersten Skitouren mit den Kids lange in positiver Erinnerung bleiben und die Kinder auch in Zukunft Freude an dieser Bergsportdisziplin finden, sollten sich Jugendleiter*innen sowie ambitionierte Eltern im Vorfeld aber einige Punkte zu Herzen nehmen.
Warum wollen wir überhaupt mit Kindern Skitouren gehen?
Auf den ersten Blick erscheint diese Frage ziemlich blöd, aber in Wahrheit sollten wir uns schon damit auseinandersetzen. Wegen uns? Wegen der Kinder? Theoretisch ist die Antwort einfach: Alle Beteiligten sollen auf ihre Kosten kommen und einen wunderbaren Tag draußen im Schnee erleben. Dass es in der Praxis nicht so einfach ist, wissen bergbegeisterte Eltern nur zu gut – denn: Kinder sind keine kleinen Erwachsenen! Der wichtigste aller Grundsätze für das Gelingen der Tour lautet daher: Wir begleiten unsere Kinder und nicht sie uns. Schaffen wir es, dies zu beachten, ist der Grundstein für die erfolgreiche Skitour gelegt.
Zauberwort: Motivation
Kindern geht es nicht anders als Erwachsenen auch: Ist Motivation im Überfluss vorhanden, ist alles gut. Lässt diese jedoch nach – oder fehlt sie zur Gänze -, ist die „Schmerzgrenze“ bei Kindern schneller erreicht als bei Erwachsenen und unter Druck und Zwang geht gar nichts mehr. Kommen dann noch Kälte, Wind und vielleicht noch schlechter Schnee dazu, kann die Tour schnell zum Desaster werden.
Ab welcher Entwicklungsstufe machen Skitouren mit Kindern Sinn?
Damit Kinder beim Skitourengehen Spaß haben und nicht überfordert sind, sollten sie skitechnisch so weit sein, dass sie auf der Piste den Parallelschwung richtig gut beherrschen und zentral am Ski stehen. Zudem sollten sie bereits Erfahrung abseits der Piste – im verspurten sowie im unverspurten Schnee – haben und auch mit wechselnden Schneeverhältnissen schon recht gut zurechtkommen. In der Regel ist das bei Kindern ab ca. zehn bis zwölf Jahren der Fall, wenn sie regelmäßig Skifahren gehen. Konditionell sollten Aufstiege mit ca. 500 Höhenmetern ohne Problem bewältigt werden. Wichtig ist, dass die Kinder nach dem Aufstieg nicht k.o. sind, damit noch genügend Kraft für die Abfahrt vorhanden ist.
Eine vernünftige Tourenplanung ist die halbe Miete
Die rhythmische Bewegung im Aufstieg ist für Erwachsene befriedigend. Kinder neigen eher zum Stop-and-Go mit dem Laufen, Schauen, Stehenbleiben und einem Wechsel aus schnell und langsam. Also genau das, was Skitourengehen nicht ist. Mit einer vernünftigen Tourenplanung und einer guten Mischung aus Abwechslung und Herausforderung können wir allzu lange, monotone Aufstiege vermeiden. Längere Hatscher auf Forststraßen oder Rodelbahnen sollten vermieden werden. Da ist die Motivation schnell im Keller.
Ein hoher Ausgangspunkt verspricht tolle Ausblicke, mehr Abwechslung und mehr Erlebnisse. Z.B. können wir einen Teil mit Liftunterstützung bewältigen und dann sind es oft nur noch einige 100 Höhenmeter bis zum motivierenden Gipfel mit Jause, Gipfelbuch und toller Aussicht. Tourenziele, an deren Ende eine Hütte wartet, sind ebenso gut geeignet. Die anerkennenden Blicke der Erwachsenen in der Hütte und die Knödelsuppe als zusätzliche Motivation sind ebenso willkommen wie die warme Stube zum Umziehen und Aufwärmen. Eine Aufstiegszeit von ca. einer Stunde ist ein gutes Maß, um die Motivation noch aufrecht zu erhalten, bevor es dann zur Abfahrt geht.
Natürlich checken wir – neben einem abwechslungsreichen Tourenziel – auch den Lawinenlagebericht, die aktuellen Verhältnisse und den Wetterbericht. Bei schlechter Sicht, sehr tiefen Temperaturen (zweistellig unter null) und bescheidenen Schneeverhältnissen greifen wir besser auf die Alpinski, Rodel oder die Eislaufschuhe zurück, anstatt mit unseren Kindern ins Gelände auf Skitour zu gehen.
Im Gelände zählt der Spaß
Im Idealfall führt die Tour durch mäßig steiles Gelände (<30°). Damit fangen wir zwei Fliegen auf einen Streich: Zum einen sind wir relativ sicher unterwegs, was bei Skitouren mit Kindern alleroberste Priorität hat und zum anderen ersparen wir uns Spitzkehren, die nicht nur für Erwachsene oft mühsam sind. Bauen wir immer wieder Kurven ein und nutzen das Gelände, ändert sich die Perspektive und es wird weniger schnell langweilig.
Ist die Spur zu steil, legen wir eine neue an, damit die Kids nicht zu viel Kraft brauchen, weil sie immer wieder zurück rutschen. Deshalb sind auch Aufstiege auf Pisten für Kinder nicht so gut geeignet, da sie meistens zu steil sind und die vorbeifahrenden Skifahrer*innen auch nicht gerade zur Entspannung beitragen. Besser ist es – besonders wenn die Kinder noch nicht so gut auf den Brettern stehen –, wenn wir abseits der Piste raufgehen und diese im Anschluss nur zur Abfahrt nutzen. Auch auf viel begangenen Touren mit häufig vereisten, rutschigen Aufstiegsspuren legen wir besser eine neue Spur an. Zudem läuft man dann nicht Gefahr, ständig im Weg zu sein. Eine Trink- und Esspause bei einem ca. einstündigen Aufstieg sollte auch drinnen sein.
Die Frage nach dem richtigen Material
Leider ist das Angebot an kindertauglicher Skitourenausrüstung noch sehr bescheiden. Dies betrifft insbesondere Bindung und Schuhe. Bei den Bindungen gibt es nur sehr wenig Auswahl mit einem kindergerecht einstellbaren Z-Wert. Die leichteste Kombi für Kinder wäre sicher eine Pin-Bindung mit passenden Schuhen, aber das bedeutet eine Neuanschaffung mit nicht unerheblicher Investition, zumal Ski und Schuhe oft nur ein, zwei Saisonen passen…
Für die ersten Skitouren eignen sich Step-In-Bindungen, die in die Alpinbindung eingesetzt werden. Allerdings ist dieses Setting relativ schwer. Die Schuhe betreffend, macht der Aufstieg mit den schweren Alpinskischuhen freilich auch weniger Spaß; eigene Tourenschuhe sind für Kinder aber nur ab (Damen-) Erwachsenengröße S (ab ca. 38) erhältlich. Als Kompromiss lässt man im Aufstieg die Schnallen beim Alpinskischuh ganz offen, um genügend Bewegungsfreiheit nach vorne zu haben.
Dass die Kids – auch wenn wir im sicheren Gelände unterwegs sind (und sie uns vermutlich im Falle einer Lawine auch nicht ausschaufeln können) – eine Notfallausrüstung mit dabeihaben, versteht sich von selbst. Gelernt ist gelernt und dann wird es für sie auch später selbstverständlich sein, standardmäßig immer mit LVS-Gerät, Schaufel und Sonde im Gelände unterwegs zu sein.
Fotos: Markus Schwaiger / Österreichischer Alpenverein.
Gerhard Mössmer ist Berg- und Skiführer, Mitarbeiter in der Abteilung Bergsport und zuständig für Lehrschriften und Lehrteam.
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