Wenn wir mit Kindern in die Natur gehen, um sie spielen zu lassen, ist das manchmal ein ziemlich spannendes Vorhaben.
Keiner hat einen Plan und denkt sich „Wie soll das funktionieren?“ oder „Ich habe nichts vorbereitet!“. Können Kinder überhaupt “frei spielen”?Die Antwort lautet, ja natürlich, man sollte sie nur lassen. Manchmal brauchen Kinder Zeit, um ins Spiel zu kommen und es darf ihnen auch einmal langweilig sein. Als Erwachsener sollte ich Räume aufmachen und Kindern den nötigen Platz dafür geben. In den kommenden Spielen möchte ich dir Beispiele geben, wie es gelingen kann, Kinder ins freie Spiel zu führen. Enorm wichtig für das freie Spiel sind auch andere Kinder, sozusagen die Spielgruppen, denn miteinander spielt es sich leichter.
Wir spielen Geschichten
Wir suchen uns einen schönen Platz in der Natur. Die Kinder versammeln sich und wir beginnen, eine Geschichte zu erzählen. Eine Fantasiegeschichte von verzauberten Wesen im Wald, Elfen oder Feen, Wurzelzwergen oder ähnliches haben wir uns im Vorfeld zurechtgelegt. Vielleicht haben wir uns auch sogar ein bisschen Material vorbereitet, evtl. ein paar kleine Waldmännchen gebastelt, die wir in einem Säckchen bei uns haben. Um Spannung zu erzeugen, liegt das Säckchen in der Mitte und nach und nach während des Erzählens kommen die Männchen oder Wesen hervor. Es kann auch mal ein Ast oder ein Stein sein, der eine besondere Rolle in der Geschichte übernimmt. Man braucht die Geschichten auch gar nicht auszuspielen, es reicht, wenn man die Figuren einfach behutsam in die Natur stellt.
Durch solch eine Geschichte eröffnet man den Raum. Wichtig ist es, die Kinder ab einem gewissen Zeitpunkt miteinzubeziehen und das Ende offen zu halten. Normalerweise gibt es dann den Moment, wo man sich als Erwachsener zurückziehen kann und Kinder unter sich spielen lassen soll. Falls es noch “Anstupser” braucht, könnte man vorschlagen, für die Wesen Behausungen zu bauen…
Für Mutige: Wenn man die Kinder gut kennt, kann man auch mal ihre Lebenswelt miteinbeziehen und daraus eine Geschichte machen, bzw. das als Thema für einen Tag draußen nehmen. Ich denke hier an Pokemon oder Fortnite etc. Das kann natürlich dann auch Dinge hervorbringen, die mit Gewalt oder Waffen zu tun haben, hier ist sehr viel Fingerspitzengefühl gefragt.
Wir bauen uns ein Reich, so, wie es uns gefällt
Heute sind wir Indianer oder Cowboys. Materialien wie Federn oder Seile, ein Hanfbindfaden, die nicht viel Platz im Rucksack wegnehmen, sind schnell eingepackt und erweisen sich oft als nützlich. Wir schlüpfen an einem geeigneten Platz in unsere Rolle. Die Kinder können zu jedem Zeitpunkt miteingebunden werden. Man kann ihnen zu Beginn einfach die Materialien zeigen und fragen, was wir heute damit machen wollen. Wir begeben uns gemeinsam auf eine Reise, die niemand vorher kennt, niemand weiß, was daraus entsteht und wo wir landen werden, nicht einmal wir selbst.
Suche – finde – Spiele
Sachen, die nicht natürlich in der Natur vorkommen, verstecken. Kinder sollen diese finden und dann stellst du sie ihnen zur Verfügung. Nun entwickelst du gemeinsam mit den Kindern ein Szenario: Was man damit machen könnte, was für Spielideen sie dazu haben. Was du versteckst, ist völlig egal, es können auch ein Seil und eine Kugel sein. Kindern fällt meist etwas Gutes damit ein, man braucht dazu nur ein bisschen Vertrauen und manchmal auch ein bisschen Zeit. Wenn du die Sachen versteckst, kennzeichne sie mit etwas Außergewöhnlichem (rote Masche, etwas Glitzerndes); es macht mehr Spaß zum Suchen und ist ein bisschen sichtbarer.
Variante für ältere Kinder:
Sachen suchen in Kombination mit Auftragskarten Gib einfach zu den versteckten Dingen ein Kärtchen als Impuls dazu.
Beispiel: Man legt zu einem runden Stein folgendes Kärtchen dazu:
Sucht weitere 19 Steine, dann kreiert gemeinsam ein Spiel dazu. Das Spiel sollte mit mindestens vier Personen gespielt werden, ihr dürft sämtliches anderes Material, das ihr findet, mitverwenden. Es soll eine/n Gewinner*in oder ein Gewinnerteam geben. Wenn ihr mit eurem Spiel fertig seid, holt mich und spielt es mir vor. Vielleicht kann auch hier der Platz für freies Spiel eröffnet werden.
Das Spiel kann auch sehr gut als Team-Spiel verwendet werden. Ich kann mich als Erwachsener zurückziehen und beobachten, später kann ich dann erzählen, was ich gesehen habe. Bitte nur positiv, nicht wertend und nichts Negatives.
Was ist für mich „freies Spiel“?
Alles was Kinder nicht tun, weil wir Erwachsenen es von ihnen verlangen, ist im Prinzip “freies Spiel”, manchmal ist es dann halt auch “freier Blödsinn”.
Katrin Berkenhoff ist Anwärterin für Familien- und Jugendleiterin in der Sektion Bad Goisern, kreativer Kopf in Bezug auf draußen*-Spiele, am liebsten draußen mit Menschen unterwegs.
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