Der Boden ist wie eine hauchdünne Haut auf der Erdkugel, der den Großteil unserer Kontinente überzieht. Seine Dicke schwankt zwischen wenigen Millimetern und einigen Metern. Der Boden ist die Lebensgrundlage der Pflanzen und damit auch die Lebensgrundlage aller Landtiere und des Menschen.

Es dauert etwa 200 Jahre, bis ein Zentimeter Boden entstanden ist, also mehrere Menschengenerationen. Ein extremes Unwetter kann diese Schicht innerhalb weniger Minuten wieder wegspülen. Boden ist also sehr wertvoll und verwundbar und wir sollten sorgsam und sparsam mit ihm umgehen. Geht er verloren, ist er nur schwierig zu ersetzen.

Wie entsteht der Boden? 

Am Anfang stehen Verwitterungsprozesse an Gesteinsoberflächen. Das heißt, dass durch Regen, Schnee, Sonne, Wind und andere Umwelteinflüsse Gestein zerkleinert, aufgelöst und umgewandelt wird. Die dadurch freigesetzten Mineralstoffe bieten die Ernährungsgrundlage für erste Pflanzen. Die absterbenden Pflanzenteile werden von Pilzen und Bakterien zersetzt. Daraus entsteht Humus, aus dem wieder Mineralstoffe freigesetzt werden, die neue Pflanzen wachsen lassen. Der Kreislauf ist geschlossen. Wenn ihr zum Beispiel vom Gletscher ins Tal wandert, seht ihr, wie der Boden dicker wird und immer mehr Pflanzen wachsen können.

Was genau ist Humus? Humus ist die oberste Schicht des Bodens. Er ist dunkel, krümelig und feucht und Pflanzen wachsen hier besonders gut.

Viel Boden wird verbaut 

… obwohl wir wissen, dass er begrenzt und als Grundlage für unsere Ernährung sehr wichtig ist. Gerade in einem gebirgigen Land ist die nutzbare Fläche eingeschränkt. Im Schnitt wird in Österreich pro Tag eine Fläche von 24 Fußballfeldern verbaut. Siedlungen, Einkaufszentren, Parkplätze, Straßen und Industriegelände verdrängen zunehmend fruchtbares Ackerland. Nicht nur landwirtschaftliche Flächen müssen weichen, auch wertvolle natürliche Lebensräume gehen verloren und mit ihnen reduziert sich die Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren.

Illustration Roman Hösel

Es krabbelt unter unseren Füßen

Stellt euch den Boden als Lebewesen vor, in dem die einzelnen Organe (im Boden sind es die Arten) ganz bestimmte Aufgaben übernehmen und erst in der Zusammenarbeit eine funktionsfähige Einheit bilden. Ein gesunder Boden ist in Schichten aufgebaut und besteht in den oberen Bereichen zur Hälfte aus Hohlräumen, die mit Wasser, Luft und „Leben“ gefüllt sind. Er wird von Pflanzenwurzeln durchzogen und ist Lebensraum einer großen Vielfalt an Lebewesen: mikroskopisch kleine Bakterien, Pilze, die mit ihrem Geflecht den Boden durchziehen, allerlei Würmer, Asseln, Schnecken und Insekten. Pilze und Bakterien übernehmen die Hauptrolle beim Abbau abgestorbener Pflanzen. Ohne sie würde das Laub meterhoch stehen. Viele Bodentiere beschleunigen den Abbau der heruntergefallenen Pflanzenteile, indem sie sie zerkleinern und für Pilze und Bakterien aufbereiten.

Intensiv landwirtschaftlich genutzter Boden hat hingegen nur mehr wenig mit einem natürlichen Boden gemeinsam. Schwere Erntemaschinen, die den Boden zusammendrücken, Bodenbearbeitung, Düngung und giftige Spritzmittel führen zu einer massiven Verarmung der Lebensgemeinschaften. Im verdichteten Boden kann kein Tier mehr graben oder weiterkommen.

Versuch: Drück Erde ganz fest zusammen und versuch einen Strohhalm hineinzustecken!

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Ökophysologie an der Univ. Innsbruck, nach der Pensionierung Tierfotografie und populärwissenschaftliche Publikationen.

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